Oberhausen. Differenzen zwischen Intendant und Verwaltungsdirektor treten offen zutage. SPD-Fraktion hat im Kulturausschuss den Sachstandsbericht gefordert.

Manfred Flore, als kulturpolitischer Sprecher der SPD sonst ein entschiedener Fürsprecher des Theaters, hört „die Alarmglocken läuten“. Klaus-Dieter Broß, sein CDU-Pendant im Kulturausschuss, sieht das Haus am Will-Quadflieg-Platz in der Zuschauergunst „auf einem Sockel angekommen: Da gibt es kein Schönreden.“ Vor dem am Dienstag im Bert-Brecht-Haus tagenden Kulturausschuss gelang es Intendant Florian Fiedler nicht, die Stimmung ins Hoffnungsvollere zu wenden.

Zumal die Unstimmigkeiten mit Jürgen Hennemann, dem Verwaltungsdirektor des Theaters, deutlich zutage traten. Hennemann nannte, so die eigenen Worte, „die nüchternen Fakten“ – wie es die SPD-Fraktion als Sachstandsbericht forderte. Er schickte allerdings voraus, dass zur aktuellen Spielzeit erst die Zahlen eines Monats, von Ende September bis Ende Oktober, vorliegen. Im Vergleich zu früheren Spielzeit-Anfängen erkannte Hennemann „einen deutlichen Rückgang“ in der Auslastung, die im Großen Haus unter 40 Prozent liege. Die Zahl der Abonnements sei im Jahresvergleich um 20 Prozent auf 758 gesunken. Und im Vergleich der Bühnen verwies Hennemann aufs Essener Schauspiel: „Es hat eine Auslastung von 80 Prozent vermeldet.“

„Das Theater geht auf dem Zahnfleisch“

„Wir brauchen die dritte Spielzeit, um anzukommen in einer Stadt“, entgegnete Florian Fiedler. Der Intendant verwies auf eine leichte Steigerung in der Vorjahresbilanz um vier Prozent – „darüber wäre manche Volkspartei froh“. Und Essen habe als Stadt mit der dreifachen Einwohnerzahl ein sogar etwas kleineres Theater – das somit leichter zu füllen sei. Hennemann widersprach erneut mit der Anmerkung, das leichte Plus der Spielzeit 2018/19 sei mit einer stark erhöhten Zahl von Vorstellungen erkauft: „Das Theater geht auf dem Zahnfleisch“ – hier korrigierte sich der Verwaltungsdirektor: „Es ist sehr gut ausgelastet.“

Florian Fiedler blätterte in den Statistiken der Ära seines Vorgängers Peter Carp, um deutlich zu machen: „Es gibt in diesem Haus seit langem Produktionen mit 30 Prozent oder geringerer Auslastung.“ Es war am Kulturdezernenten Apostolos Tsalastras, dem Zahlen-Drama eine weitere Perspektive zu geben: „Man vergleicht zu leicht Dinge, die man nicht vergleichen kann.“ Er, so Tsalastras weiter, mache sich „große Sorgen um das Theater insgesamt“ (also bundesweit – als Institution): „Was macht die digitale Entwicklung mit dem Theater?“ Darüber sollte man auf einem großen Podium oder womöglich Kongress in Oberhausen diskutieren, so der Dezernent, „und jetzt nicht die falschen Schlüsse ziehen“.

Tsalastras moderiert zudem die Entwicklung eines Marketing-Konzeptes für das Theater Oberhausen. Der am Will-Quadflieg-Platz verantwortliche Marketing-Leiter Sebastian Schug fehlte allerdings im Kulturausschuss – auch darüber waren die Politiker nicht erfreut.