Oberhausen. . Rainer Suhr ist neuer Tourismuschef für Oberhausen. Er wünscht sich mehr Übernachtungen, mehr Freizeitangebote, mehr Hotels.

  • Das Ziel: Mehr Gäste nach Oberhausen holen und ihnen so viele Angebote machen
  • Die Gasometer-Ausstellung und das Tarzan-Musical sind Publikumsmagneten
  • Ein Jugend- und Familienhotel wäre ein gutes Angebot - vor allem für Klassenfahrten

Er redet vom Tourismus als wäre es schon immer sein Spezialgebiet gewesen. Rainer Suhr, der ehemalige Sprecher des damaligen Oberbürgermeisters Burkhardt Drescher und späterer Leiter des städtischen Presseamtes ist seit knapp hundert Tagen der neue Spartenleiter Marketing und Tourismus bei der Oberhausener Wirtschafts- und Tourismusförderung (OWT).

Über all seinen Plänen steht vor allem ein Ziel: Mehr Gäste nach Oberhausen holen und ihnen so viele Angebote machen, dass sie nicht nur einen Tag, sondern gleich mehrere Tage bleiben möchten. Zwei Punkte lassen ihn optimistisch und schwungvoll ins neue Jahr gehen. Punkt eins: „Die aktuelle Gasometer-Ausstellung ist die erfolgreichste Ausstellung aller Zeiten“, sagt Rainer Suhr. Keine andere zeitlich begrenzte Ausstellung in Deutschland komme auf diesen Zuspruch.

Punkt zwei: „Wir haben mit Tarzan ein Musical, das sich unglaublich gut verkauft“, sagt er. Auch der neue Trampolinpark Tiger Jump an der Marina habe einen guten Start hingelegt, biete „hohe Qualität“. Perspektive: ausbaufähig.

Der Tourismus-Chef wüsste auch schon wie: Zwischen Aquapark und Trampolinpark gibt es noch ein freies, von der OGM zu vermarktendes Grundstück, auf dem sich ein gastronomisches Angebot gut machen würde. Auf einen Kaffee an die Marina mit Blick auf den Hafen...

Platz eins in der Tourismusbilanz

Aber es fehlt nicht nur ein Café mit schöner Aussicht, sondern auch Hotels, meint der 51-Jährige – und stützt dabei die Meinung seines Vorgängers Franz-Josef Muckel. Mindestens ein großes Hotel könnte Oberhausen gebrauchen.

Oberhausen hat von Januar bis September die Rangliste in der Tourismusbilanz angeführt: In dem Zeitraum betrug die Bettenauslastung 54,1 Prozent. Zum Vergleich: In Düsseldorf betrug sie 47,8 Prozent, in Essen 43,5 Prozent und in gesamt NRW 42,9 Prozent.

Gut wäre ein Jugend- und Familienhotel, meint Suhr. Schließlich gebe es in der Stadt ein reichhaltiges Angebot zum Beispiel für Klassenfahrten. Ein Grundstück auf der Emscherinsel war immer mal wieder für ein solches Vorhaben im Gespräch, laut des Tourismuschefs laufen immer noch Verhandlungen mit potenziellen Interessenten.

Mehr Fahrradtourismus

Für ausbaufähig hält der OWT-Prokurist den Fahrradtourismus. Zwar gehe der beliebte Ruhrtalradweg an Oberhausen vorbei, aber der Emschertalradweg habe Entwicklungspotenzial. „Wir sind schließlich die Stadt mit dem längsten Emscherabschnitt“, stellt er fest. Der Radwanderweg könne noch besser vermarktet, die Infrastruktur ausgebaut werden.

Rainer Suhr.
Rainer Suhr. © Oliver Müller

All das – mehr Freizeitattraktionen, mehr Hotels, mehr Radtourismus – soll in einen Masterplan Tourismus eingebettet werden. Zwar verfügt vor allem die Neue Mitte mit den Parks, dem Metronom Theater, dem Centro, der Marina über viele Freizeitangebote. „Aber die Entwicklung war relativ unsystematisch“, meint Suhr im Rückblick.

Jetzt müsse man sich fragen: Wo will Oberhausen – und zwar ganz Oberhausen – in 15 Jahren stehen? „Dafür brauchen wir ein touristisches Freizeitentwicklungskonzept.“

Im Aufsichtsrat habe der Tourismuschef nun den Masterplan-Prozess angestoßen, der noch in den Kinderschuhen steckt. Man müsse sich überlegen, ob ein solcher Plan mit Hilfe eines externen Beraters oder mit einer Hochschule zu realisieren sei. Und dann muss sich auch die Politik zu dem Vorhaben äußern. „Weitere Freizeitattraktionen stünden uns gut zu Gesicht“, konstatiert Suhr. „Ein Masterplan kann bei einer systematischen Entwicklung helfen. Auch ein Claim, ein Werbeslogan, eine Imagekampagne könnte am Ende dabei heraus kommen.“

Gemeinsame Werbung auf der ITB

Dass die Tourismusförderung, die einstige TMO, nun mit der Wirtschaftsförderung zur OWT verschmolzen ist, hält Rainer Suhr für richtig. In vielen Dingen müssten Wirtschafts- und Tourismusförderer eh eng zusammenarbeiten.

Ebenso richtig bewertet er die gemeinsame Werbung der Ruhrstädte auf der Internationalen Tourismus Messe in Berlin (ITB) unter dem Dach der Ruhrtourismus (RTG) GmbH. Ganz nach dem Motto: Gemeinsam sind wir stärker. In einem Punkt aber wagen Oberhausen und Duisburg einen Alleingang: Da die RTG nicht mehr zur Vakantiebeurs nach Utrecht fährt, versuchen es Oberhausen und Duisburg nun erstmalig auf eigene Faust. Holland sei ein wichtiger „Quellmarkt“, die Präsenz auf der Messe wichtig. Vor allem sieht Suhr Potenzial für den Tourismus, wenn die Abellio-Bahn ab April stündlich von Oberhausen nach Arnheim und zurück fährt.

Doch wieder eine Touristik-Info am Centro geplant

Eine weitere Touristik-Info neben der bereits bestehenden am Oberhausener Hauptbahnhof möchte die Stadttochter Oberhausener Wirtschaftsförderungs- und Tourismusgesellschaft (OWT) im Centro eröffnen. Tourismusmanager Rainer Suhr steht nach eigenen Angaben in Verhandlungen mit dem Centro über geeignete Flächen.

Suhr ist an einem sogenannten Counter-Modell interessiert, also einer Fläche mitten auf dem Gang, so dass der Kunde nicht erst ein Ladenlokal betreten muss. „Eine solche Touristik-Info muss sich wirtschaftlich selbst tragen“, sagt Rainer Suhr. „Das wird sportlich.“ Optimistisch ist er dennoch. Zum einen weil er altbewährte Partner wie den Gasometer, Sealife und viele mehr ins Boot holen würde. Zum anderen, weil die laufende Touristik-Information am Hauptbahnhof gut frequentiert werde. Da sich das Centro in seiner Ausrichtung zukünftig mehr für Familien öffnen möchte, sieht Suhr eine sinnvolle Partnerschaft in dem neuen Vorhaben.

Dem Aufsichtsrat hat er sein Konzept im November präsentiert, im ersten Quartal 2017 hofft er auf ein Ergebnis.

>>>Lebenslauf: Vom Leiter des Presseamts zum Tourismuschef

19 Jahre lang hat Rainer Suhr bei der Stadtverwaltung Oberhausen gearbeitet. 1997 kam der heute 51-Jährige als Sprecher von Oberbürgermeister Drescher, seit 2003 hat er das Presseamt geleitet. Anfang Mai 2016 begann er bei der damaligen Stadttochter TMO (Tourismus und Marketing Oberhausen) GmbH, bevor diese gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung in die neue Tochtergesellschaft OWT (Oberhausener Wirtschafts- und Tourismusförderung) aufgegangen ist. Er ist Spartenleiter Tourismus und Marketing und Prokurist der OWT.

Im Tourismus- und Marketingbereich der OWT arbeiten derzeit rund 25 Vollzeitangestellte, einschließlich der Touristik-Information.