Oberhausen. Mehr als 300 Arbeitsplätze wollen Bilfinger Piping Technologies und Babcock Borsig Steinmüller streichen. Davon sind auch Standorte der Unternehmen in Oberhausen betroffen. Grund ist ein drastischer Rückgang der Aufträge. Die Betriebsräte kritisieren die falsche Energiepolitik Deutschlands.

Die Krise im deutschen Kraftwerksbau trifft Oberhausener Unternehmen. Sie klagen über drastisch zurückgegangene Aufträge. Bilfinger Piping Technologies (BPT) hat bei der Arbeitsagentur offiziell Massenentlassungen angezeigt. 270 Arbeitsplätze sollen abgebaut werden, davon 112 in Oberhausen.

Babcock Borsig Steinmüller (BBS) wird noch in diesem Monat die Massenentlassung melden: Das Personal soll um 100 Stellen abgebaut werden. In beiden Unternehmen wurde ein Sozialplan vereinbart. Betroffene Arbeitnehmer können zwar für ein Jahr in eine Transfergesellschaft wechseln, allerdings müssen sie finanzielle Einbußen hinnehmen.

Keine Erneuerung oder Umrüstung

Als Ursache für die Krise nennen die Betriebsräte die Energiewende der Bundesregierung, die auf erneuerbare Energie setzt. „Die Kraftwerksbetreiber lassen nur noch das Nötigste machen. Erneuerung oder Umrüstung findet so gut wie gar nicht mehr statt“, sagt Frank Koconka, Betriebsratsvorsitzender bei BBS. Das Unternehmen ist in allen Kraftwerksbereichen tätig. Die Aussicht betroffener Arbeitnehmer – wie etwa Montagepersonal, Spezialschweißer oder Bauleiter –, in derselben Branche einen neuen Job zu finden, stehen nicht gut. „Denn bei den Wettbewerbern sieht die Lage ähnlich aus“, weiß Koconka.

Und wer woandershin wechselt, muss in der Regel mit schlechteren Konditionen rechnen. „Für beispielsweise jemanden, der international auf Montage war und das dann nicht mehr ist, bedeutet dies einen deutlichen, negativen Unterschied.“ BBS-Mitarbeiter können in die Transfergesellschaft BOB wechseln. „Insgesamt 50 bis 55 werden das wohl tun“, meint Koconka. Für viele andere seien Regelungen gefunden worden wie Versetzung, Altersteilzeit oder Rente.

"Wahrscheinlich ab 2015 Kurzarbeit“

Eine zusätzliche Verschärfung sehen die Betriebsratsvorsitzenden von BPT, BBS, MAN Diesel & Turbo sowie der in Duisburg ansässigen Mitsubishi Hitachi Power Service Europe GmbH (MHPSE), weil der Bund den Bau von Kohlekraftwerken im Ausland nicht mehr mit Bürgschaften und Finanzierungen fördert. Sie fordern einen sogenannten Kapazitätsmarkt, über den Kraftwerksbetreiber dafür bezahlt werden, dass sie konventionelle Kapazitäten vorhalten – zum Ausgleich der bei der erneuerbaren Energie unvermeidlichen Stromversorgungsengpässe. Dies gaben sie auch dem Oberhausener SPD-Bundestagsabgeordneten Dirk Vöpel bei einer von der IG Metall organisierten Diskussion mit auf den Weg.

Sollte sich die Situation nicht schleunigst verbessern, könnte auch das Babcock-Fertigungszentrum als Zulieferbetrieb bald betroffen sein. Hier arbeiten rund 150 Menschen. Die Auslastung reiche nur noch bis Mitte 2015, heißt es.

Bei MAN Turbo konnte Kurzarbeit bisher vermieden werden. Die Auftragslage ist aber schlecht und wird sich kaum bessern. „Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es ab 2015 Kurzarbeit gibt“, sagt Betriebsratschef Helmut Brodrick.