Oberhausen. 126 der rund 2000 Arbeitsplätze im Oberhausener Werk von MAN Diesel & Turbo sollen wegfallen. Grund für den Stellenabbau sei die Auftragsflaute. Betriebsbedingte Kündigungen werde es nicht geben. Die Arbeitsplätze sollen auf Basis doppelter Freiwilligkeit eingespart werden.
Angesichts der weltweit anhaltenden Auftragsflaute bei Turbomaschinen hat sich die Leitung des Oberhausener Werkes von MAN Diesel & Turbo entschlossen, Arbeitsplätze am Oberhausener Standort abzubauen. Insgesamt sollen 126 Stellen der knapp 2000 Arbeitsplätze an der Steinbrinkstraße 1 in Sterkrade wegfallen – rund sieben Prozent.
„Der Stellenabbau erfolgt nicht über betriebsbedingte Kündigungen, sondern auf der Basis doppelter Freiwilligkeit, der Firma und des Mitarbeiters“, heißt es aus dem Unternehmen. Gelockt werden sollen vor allem ältere Beschäftigte, eher in den Ruhestand zu wechseln – mit Motivationsprämien für Altersteilzeit oder für die Rente mit 63 Jahren und mit Aufhebungsverträgen unter Zahlung einer Abfindung.
Große Produktionshallen besonders betroffen
Betroffen sind vor allem die Arbeiter in den großen Produktionshallen auf dem Werksgelände. Es gilt als nicht ausgeschlossen, dass in anderen Bereichen des Werkes künftig Arbeitsplätze in geringer Zahl aufgebaut werden, wie etwa in den zukunftsträchtigen Sektoren Forschung und Service.
Gründe für die maue Situation bei den Auftragseingängen gibt es gleich mehrere: Die Energiewende in ganz Europa macht es nicht gerade einfach, Turbinen für Kohle- und Gaskraftwerke zu verkaufen; die unsichere Lage in Nordafrika und im Nahen Osten lässt Investitionen in Kraftwerke und Raffinerien erlahmen – und Konkurrent Japan kann plötzlich durch den schwachen Yen international sehr günstige Preise für Turbomaschinen anbieten.
Betriebsrat: Nicht eingebunden
Schon im Frühjahr dieses Jahres hatte Jürgen Vinkenflügel, Werksleiter und Chef der Prozessindustrie-Sparte, seine Belegschaft und die Öffentlichkeit auf eine schwierige Zukunft eingestimmt – und sich die Genehmigung für Kurzarbeit von bis zu 200 der 700 Produktionsmitarbeiter eingeholt.
Ein schwieriger Weg
Erst war nur Kurzarbeit geplant, jetzt Stellenabbau auf freiwilliger Basis – die Hoffnung, dass zum Jahresende wieder bessere Nachrichten aus dem Sterkrader Werk nach draußen dringen, hat sich leider nicht erfüllt. Die weltweite Auftragslage hat sich für die gesamte Turbomaschinen-Branche verdüstert, selbst China zögert bei Käufen. Die durchschnittliche Produktionszeit dieser Hightech-Waren beträgt 18 Monate – und deshalb muss die Werksleitung mit einem langfristigen Blick handeln. Sie weiß, dass es schwierig ist, gute Kräfte zu finden und einzuarbeiten, wenn es wieder aufwärts geht – und will deshalb möglichst lange möglichst viele Kräfte halten. Andererseits dürfen die Kosten nicht aus dem Ruder laufen. Das Werk verdient jetzt zwar weniger, aber immer noch ordentlich Geld, heißt es. Damit es so bleibt, muss man früh handeln, damit die Einschnitte später nicht noch viel tiefer ausfallen müssen. Auf diesem schwierigen Weg sollte man aber möglichst alle mitnehmen.
Jetzt aber werden wohl ab Herbst ein paar Dutzend Arbeiter in Kurzarbeit gehen müssen – und innerhalb von zwei Jahren noch 126 Stellen abgebaut.
Betriebsrat: "Stellenabbau falsch"
Der Betriebsrat versichert, er sei bei der Maßnahme zum Stellenabbau nicht einbezogen worden. „Wir halten den Stellenabbau zum jetzigen Zeitpunkt für falsch. Die Wirtschaftslage in ein bis anderthalb Jahren kann man noch gar nicht abschätzen. Man hätte erst versuchen sollen, die Zeit mit Kurzarbeit zu überbrücken“, kritisiert Betriebsratschef Helmut Brodrick.
Dagegen glaubt die Geschäftsleitung, dass man angesichts der Auftragseingänge mit Kurzarbeit alleine nicht mehr auskommen werde.