Mülheim. Auf der Mülheimer Freilichtbühne wollen es Max-Planck-Forscher am Samstag nach Einbruch der Dämmerung wieder krachen lassen. Auch die Vorgruppe „Energy Converters“ hat einen wissenschaftlichen Hintergrund.
Keinen feuchtfröhlichen, sondern einen trockenen Samstagabend wünschen sich inständig Prof. Dr. Ferdi Schüth, seine Kollegen Dr. Wolfgang Schmidt und Andre Pommerin. Die drei Chemieexperten vom hiesigen Max-Planck-Institut für Kohlenforschung wollen erneut die Arena an der Dimbeck auf ihre spezielle Art bespielen und der Freilichtbühne gegen Ende der Saison noch einen Höhepunkt bescheren. Doch dazu muss es niederschlagsfrei sein.
Es bewegt sich bereits in Richtung guter Tradition, was Prof. Ferdi Schüth & Co. in Form einer „Experimentalvorlesung“ für ein breites Publikum aufführen. Schon seit 2008 findet die Chemie-Show alle zwei Jahre statt. Diesmal wählten die Wissenschaftler den Titel „Mit Knalleffekt ins nächste Jahrhundert“ und würdigen damit das Jubiläum des Mülheimer Max-Planck-Institutes, das kürzlich offiziell begangen wurde.
Bei früheren Aufführungen sorgte dieses unterhaltsame Wissenschafts-Spektakel mit ernsthaftem Hintergrund schon für vierstellige Zuschauerzahlen. Dass Chemie keine Magie sei, aber verzaubern könne, diese Motivation seiner persönlichen Schaffens möchte Prof. Schüth selbst absoluten Laien nahe bringen. Dabei gehen auf der Bühne auch Alltagsgegenstände spektakulär hoch.
Band stammt vom Schwesterinstitut
Die Feuerwehr sei über die Veranstaltung informiert, sagte eine Sprecherin des MPI am Donnerstag, „es werden aber keine Versuche stattfinden, bei denen ernsthaft etwas passieren kann.“
Eröffnet wird der Samstagabend auf der Freilichtbühne von einer Coverband, die ebenfalls einen wissenschaftlichen Hintergrund hat, denn die „Energy Converters“ wurden am Schwesterinstitut, dem MPI für Chemische Energiekonversion, gegründet. Unter den acht festen Mitgliedern, die durch Gäste verstärkt werden, befinden sich vier Forscher, und ebenso viele Nationen sind in der Gruppe vertreten. Musikalisch liegt der Schwerpunkt auf Rock-Klassikern, da geht man auf Nummer sicher.
„Das Pulver trocken halten“- Interview mit Prof. Dr. Ferdi Schüth
Die Wissenschaft der Chemie entwickelt sich stetig weiter - gilt das auch für Ihre Show, oder setzt sich diese vorwiegend aus Klassikern zusammen?
Prof. Dr. Ferdi Schüth: Natürlich kommen wieder einige Klassiker zum Einsatz – da gibt es zu viele schöne Experimente. Aber wir haben auch eine Reihe neuer spektakulärer Versuche.
Wird es eine Generalprobe geben, bevor Sie am Samstag „Feuer & Flamme“ vor Publikum zeigen?
Dr. Schüth: Eine Generalprobe gibt es nicht, wir haben die Experimente großteils einzeln ausprobiert.
Was passiert, wenn ein Regenschauer einsetzt? Wo genau liegt die Gefahr?
Dr. Schüth: Dann können wir, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, unser Pulver nicht trocken halten. Teilweise zünden unsere Reagenzien schon bei Wasserkontakt.
Welches Experiment würden Sie gerne live vorführen, verzichten aber aus Sicherheitsgründen darauf?
Dr. Schüth: Wir stellen flüssiges Eisen durch die sogenannte Thermitreaktion her. Wenn man den Strahl aus flüssigem Eisen auf einen Eisblock tropfen lässt, gibt es eine wunderschöne Explosion – die aber so heftig ist, dass es in der Freilichtbühne zu gefährlich wäre. Wir haben es auf einer großen Wiese ausprobiert und uns selbst erschrocken.
Dies ist bereits Ihre vierte Experimental-Vorstellung auf der Freilichtbühne. Die vorherigen waren sehr gut besucht, von Zuschauern aller Generationen. Warum ist Chemieunterricht in der Schule nicht ebenso beliebt?
Dr. Schüth: Man kann eben im Unterricht nicht nur spektakuläre Experimente durchführen, sondern es gibt auch das Brot- und Buttergeschäft, und manches muss man einfach lernen. Aber es gibt gute Lehrer, die ihre Schüler für die Chemie begeistern können.