Mülheim. Laura Hoffmeister ist Doktorandin am MPI für Kohlenforschung. Der Diplom-Chemikerin kommt es auf die Anwendbarkeit an: Die junge Wissenschaftlerin möchte im Labor biologisch aktive Wirkstoffe erzeugen, die den Menschen nützlich sein können.

Was tun, wenn ein Tiefseeschwamm wirksame Stoffe für Medikamente oder Pflanzenschutzmittel enthält, aber nur in ganz geringer Menge? Um herauszufinden, wie man diese Substanzen synthetisch herstellen kann, gibt es Forscherinnen wie Laura Hoffmeister. Die 27-Jährige promoviert am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung. „Ein perfektes Forschungsumfeld“, findet sie. Der Diplom-Chemikerin kommt es auf die Anwendbarkeit an: Die gebürtige Bielefelderin möchte, vereinfacht formuliert, biologisch aktive Wirkstoffe im Labor chemisch erzeugen, die den Menschen nützen können.

Laura Hoffmeisters Vater ist Physiker, ihre Mutter Physik- und Mathematiklehrerin. So konnte sie die Scheu mancher Mädchen gegenüber Naturwissenschaften gar nicht erst entwickeln. Ihre Chemielehrerin hat Laura Hoffmeister speziell für dieses Fach begeistert, indem sie ihren Leistungskurs unter anderem Plexiglas herstellen ließ. „Chemie ist spannend, weil man aus zwei Stoffen einen neuen mit ganz anderen Eigenschaften herstellen kann“, erklärt die Doktorandin. Zum Beispiel kann aus zweimal farblos einmal rot werden. „Zur Chemie gehört auch viel Kreativität, weil man sich ständig neue Strategien überlegt, wie man bestehende Grenzen der Forschung erweitern kann“, führt die Doktorandin aus. Ihr drittes Argument für die Chemie: „Sie ist sehr ästhetisch, etwa beim Auskristallisieren, wenn sich die Perfektion der Natur zeigt.“

Für fünf Monate nach Toronto

Genug Gründe, um ihr Berufsleben der geheimnisvollen Welt der Atome, Moleküle und Ionen zu widmen. Laura Hoffmeister hat an der Uni Münster studiert, die einen guten Ruf für Chemie besitzt. „Mein Diplom habe ich bei Professor Frank Glorius gemacht, einem renommierten Chemiker, der früher Gruppenleiter am MPI in Mülheim war.“ Zum Forschungspraktikum ging sie für fünf Monate nach Toronto und reiste an den Wochenenden durch das Land. Später folgte ein Praktikum in Darmstadt bei der biopharmazeutischen Sparte von Merck. „Dann habe ich mich beim MPI für Kohlenforschung in der Abteilung Metallorganische Chemie von Prof. Alois Fürstner beworben, weil mir alle Kollegen gesagt haben, dass sei die beste Adresse für mein Fachgebiet Naturstoffsynthese.“

Seit knapp drei Jahren lebt die zielsichere Nachwuchsforscherin in der Nähe des Instituts auf dem Kahlenberg und kann jederzeit schnell im Labor sein.

Familiäre Atmosphäre in der Gruppe

Dieses Labor teilt sie sich mit anderen Doktoranden und Postdoktoranden (befristet angestellte promovierte Wissenschaftler) und genießt die gegenseitige Unterstützung, den fachlichen Austausch und die familiäre Atmosphäre in der multikulturellen Arbeitsgruppe. „Die Infrastruktur im MPI ist super und wir können auf hohem Niveau forschen.“ Besonders wertvoll sei es, sehr selbstverantwortlich arbeiten und eigene Ideen umsetzen zu können, bei Bedarf immer in Rücksprache mit ihrem Mentor. „Ich kann hier sehr viel lernen.“

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Im November will sie den Laborkittel ausziehen und bis zum Frühjahr 2015 ihre Dissertation schreiben. Als Doktorin der Chemie möchte sie dann in der Industrie arbeiten, am liebsten in den Bereichen Pharma oder Pflanzenschutz. Medikamente gegen Krebs zu entwickeln, das wäre zum Beispiel eine Aufgabe, die sie mit Sinn erfüllen würde. In ihrer Doktorarbeit geht es um die Synthese biologisch aktiver Wirkstoffe. Mit diesem Thema, Auslands- und Industrieerfahrung sowie ihrer Forschung am namhaften Mülheimer Institut dürften ihre Karrierechancen bestens sein.

Ein dickes Fell hilft in der Männerwelt

Am Wochenende fährt die Bielefelderin nach Hause und schwingt sich auf ihr Pferd, um durch Wald und Feld zu galoppieren. Die Bewegung in der Natur macht den Kopf frei für ihre anspruchsvolle Arbeit im Labor, die viel Geduld erfordert. Denn zur Grundlagenforschung gehören auch Irrwege und ein langer Atem. Ein guter Ausgleich ist auch das regelmäßige Fußballtraining mit den Kollegen. „Ich spiele meistens vorne, das ist mit den Männern ungefährlicher“, erzählt die sportliche 27-Jährige.

Apropos Männer: In ihrer Abteilung im MPI war sie anfangs die einzige Doktorandin, inzwischen promoviert dort eine weitere junge Frau. „Ich kann mich gut durchsetzen und habe ein dickes Fell, deshalb ist das für mich gar kein Thema. Eine starke Persönlichkeit zu sein, ist wichtig in meinem Beruf. Typischerweise steigt man nach der Dissertation als Laborleiterin ein, und um Personal führen zu können, muss man mit Menschen umgehen können.“

Die weiteren Hobbys der selbstbewussten jungen Frau sind Reisen, etwa nach Island, gute Krimis lesen, Musicals ansehen und kulinarische Entdeckungen, für die sie ab und an nach Düsseldorf fährt. Die vielfältige Gastronomie des Ruhrgebiets gilt es noch zu erforschen, aber dafür hat Laura Hoffmeister bestimmt schon eine Strategie entwickelt.