Mülheim. Die Stadt Mülheim legt aktuelle Berechnungen für sieben Bauten vor, bei denen dringend gehandelt werden muss. 89 Millionen Euro wären dafür erforderlich – ohne jeden Luxus. Es geht um Brandschutz, die Trinkwasser-Verordnung und um Grundsanierung. Die Vollsanierung würde fast 160 Millionen kosten.
Die Zahlen sind erschütternd: Rund 89 Millionen Euro müsste die Stadt aufwenden, um ihre größten „Sorgenkinder“ unter den Gebäuden mit dem gesetzlich vorgeschriebenen Brandschutz auszustatten, die Trinkwasser-Verordnung zu erfüllen und eine dringende Grundsanierung vorzunehmen. Dabei, so Kämmerer Uwe Bonan, würde nicht einmal das, was guter Standard sei, erfüllt. Wollte die Stadt eine Vollsanierung vornehmen, müssten fast 160 Millionen aufgebracht werden.
Die Stadtpolitik steht vor ihrer schwierigsten Aufgabe. „Wir sind mit dem Erhalt und der Sanierung der städtischen Infrastruktur völlig überfordert“, sagt der Kämmerer. In der aktuellen Berechnung ist das Otto-Pankok-Gymnasium enthalten, das derzeit wegen massiver Fassadenschäden eingerüstet ist: 22,7 Mio. Euro müssten hier für die Grundsanierung aufgewendet werden, nicht viel weniger erfordert die Sanierung am Schulzentrum Saarn. Und auch die Grundsanierung der VHS würde 11,5 Millionen verschlingen – ohne dass der Besucher danach in großes Erstaunen versetzt würde.
Museum Alte Post noch nicht aus dem Schneider
Beim Wennmann-Bad, wo vor zwei Jahren mit 2,5 Millionen Euro nur das Dringendste repariert wurde, macht der Chef des städtischen Immobilien-Service, Frank Buchwald, keinen Hehl daraus: „Die veraltete Bädertechnik hält noch maximal fünf Jahre.“ Und wer dachte, das Museum Alte Post wäre nach der Baumaßnahme 2010 aus dem Schneider, täuscht sich. Auch für die halbwegs vernünftige und sichere Unterbringung der Kunst bedarf es eines weiteren zweistelligen Millionen-Betrages.
Woher nehmen? Im Haushalt der nächsten Jahre ist für diese Bauten deutlich weniger veranschlagt. 53 Millionen brauchen Kämmerer und Immobilien-Service zusätzlich, um eine Grundsanierung durchzuführen. Lediglich dann, wenn sich die Politik auf die gesetzlich vorgeschriebene Brandschutzausstattung und die Erfüllung der Trinkwasserverordnung beschränken würde, käme es billiger. Doch die Schäden, da lässt Buchwald keinen Zweifel, schreiten voran. „Wir wollen es nicht erneut soweit kommen lassen wie an der Gustav-Heinemann-Schule“, erklärt Schuldezernent Ulrich Ernst. Dort wurde lediglich nach Schadensfortschritt saniert – 20 Jahre lang!
Richtung Politik sagt der Kämmerer: Es werde nicht gelingen, alle Maßnahmen zu finanzieren, ohne dass im Haushalt bereits veranschlagte andere Maßnahmen geschoben würden – etwa Straßensanierungen. „Wir werden auch darüber nachdenken müssen: Was kann man in der Stadt aufgeben?“
Politik nimmt die Kosten mit Schrecken zur Kenntnis
Jährlich stehen der Stadt derzeit für Investitionen in die komplette Gebäudeunterhaltung 15 Millionen Euro zur Verfügung, 16 Millionen sind es für die Straßenunterhaltung. Bonan verweist darauf, dass auch dort noch erheblicher Aufholbedarf besteht und dass alle bisherigen Planungen darauf beruhen, in den nächsten Jahren die bisherigen Investitionspauschalen vom Land zu erhalten. Der Kämmerer appelliert zudem an die Politiker dafür zu sorgen, dass die Stadt weitere Erlöse durch den Verkauf von Grundstücken und Gebäuden erzielen kann. „Wir müssen hier aktiv bleiben. Das bringt Geld und erspart Sanierungskosten.“
Die Politiker nahmen die hohen Kosten für die Gebäudesanierung zum Teil mit Erschrecken zur Kenntnis: „Das ist ein heftiger Schlag ins Kontor“, sagte etwa der finanzpolitische Sprecher der CDU, Eckart Capitain und war vor allem geschockt über die Mittel, die für das Bad nötig sind.