Mülheim. . Ein Abriss der VHS wäre aus Bürger-Sicht ein weiterer Schritt in Richtung „Ausverkauf“. Der ehemaliger VHS-Leiter fragt, ob die OB Totengräberin der Einrichtung sein will. Die Stadt relativiert nun den hohen Sanierungsbedarf von 16 Millionen Euro. Eine preiswertere Variante koste rund sechs Mio.
Erste Stimmen zu einem Bürgerbegehren, um den VHS-Standort an der Müga zu retten, gibt es seit wenigen Tagen aus der Politik. Aber auch in der Bürgerschaft herrscht Unverständnis darüber, den Standort einer möglichen Sparkassen-Akademie zu opfern: „Der Ausverkauf der Stadt ginge damit weiter“, klagt zum Beispiel Dietmar Schroer, Bürger aus dem Luisental und erinnert an den Verkauf der Jugendherberge, des Stadtbades, des Schullandheimes. „Für den Erhalt der VHS würde ich auf die Straße gehen“, betont er.
Andere beziehen sich auf die Äußerungen der OB, die den Standort bei der Bewerbung um die Akademie als „das Beste“ in der Stadt angepriesen hat. „Ist es nicht schlimm, wenn die Stadt das Beste abgeben will?“, fragt Willi Bültmann aus Speldorf. Auch der ehemalige Leiter der VHS, Prof. Dr. Norbert F. B. Greger, hat sich in die Debatte eingeschaltet. In einem offenen Brief stellt er die Frage: „Es bleibt auch ein Geheimnis der sozialdemokratischen Oberbürgermeisterin, warum sie mit der Bereitstellung des Grundstücks und dem Abriss des Gebäudes als Totengräberin der Volkshochschule in die Geschichte der Stadt eingehen will.“
Greger plädiert wie der frühere oberste Denkmalschützer von Mülheim, Erich Bocklenberg, dafür, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen – für die Bürger der Stadt. Er warnt zugleich davor, die VHS über die Stadt zu verteilen, worüber zumindest nachgedacht wird: „Eine Dezentralisierung bedeutet einen Rückfall in die 60er Jahre, die ich als damaliger Leiter vorfand.“ Gerade die Zentralisierung, die von der SPD initiiert wurde, habe zu einer Ausweitung und Qualitätssteigerung geführt.
Kulturdezernat sieht drei mögliche Modelle
Der VHS-Standort wurde für die Bewerbung um die Sparkassen-Akademie gewählt, „weil das Ensemble mit Schloß Broich, der Stadthalle, der Müga und dem Ringlokschuppen einzigartige Kombinations- und Nutzungsmöglichkeiten für eine Akademie biete“. Die Stadt sieht Probleme, die Sanierungskosten zu stemmen.
Neben einer interkommunalen VHS kann sich das Kulturdezernat eine dezentrale Stadtlösung mit einer kleinen Anlaufstelle in der Innenstadt als Zukunftsmodell vorstellen oder eine komplette Verlagerung in ein anderes Gebäude.
Bürger zeigen sich erschrocken
Glücklich über die jetzige Diskussion ist keine politische Partei oder Wählervereinigung, obwohl es vor der Sommerpause eine Mehrheit im Rat gab, das Areal als Bewerbungsfläche für die Sparkassen-Akademie anzubieten. Unmut herrscht vor allem deshalb, weil es aus der Verwaltung selbst zwei Jahre nach der ersten Aufforderung keine Zukunftsplanung für die VHS gibt.
Für CDU-Fraktionschef Wolfgang Michels ist dies vor allem auch deshalb nicht zu verstehen, weil sich die Stadt in der Kulturverwaltung sogar eine Doppelspitze leiste. „Der Kulturbetrieb kommt nicht in die Pötte. Wir werden das nach der Sommerpause zum Thema machen“, so der kulturpolitische Sprecher der CDU, Dr. Henner Tilgner. Der Kulturdezernent kennt den Druck, sucht zügig eine städteübergreifende Lösung.
Erschrocken zeigen sich Bürger und Politik gleichermaßen über den hohen Sanierungsbedarf an der VHS. Die Summe von 16 Millionen Euro, die in einem nichtöffentlichen Schreiben der Stadtverwaltung genannt wird, relativiert Stadtsprecher Volker Wiebels: „Für 16 Millionen würde das Gebäude komplett baulich und technisch aufwendig saniert werden, inklusive Brandschutz und der Ingenieurleistungen.“ Es gebe aber auch eine preiswertere Variante, und die koste rund sechs Millionen.