Mülheim. Landesverkehrsminister Michael Groschek zeigte beim 168. Unternehmertreff bei „Zenit“ die vielen Mängel an der Infrastruktur auf. Ob Brücken oder Straßen – die Schäden sind immens im Westen. Die Kosten gehen in die Milliarden. Das Land NRW saniert, wo es kann, auch um Zeit zu gewinnen für nötige neue Bauten.
„Gut, dass Sie sich den Humor bewahrt haben“, meint schließlich ein Besucher beim 168. Unternehmertreff in der schönen Zenit-Villa an der Bismarckstraße, nachdem er gut 45 Minuten dem Verkehrsminister des Landes, Michael Groschek, zugehört hat. Reihenweise hatte dieser schwerste Schäden an der Infrastruktur des Landes aufgelistet und Milliarden summiert, die es kosten würde, Brücken, Straßen, Schienen und Wasserwege im Land auf ein sicheres, funktionierendes Maß zu bringen.
Dass inzwischen massivster Polizeieinsatz nötig sei, um zu schwere Laster von der maroden Brücke auf der A1 über den Rhein fernzuhalten, entspringe nicht einer Satire von Kishon, sondern sei gesellschaftliche Realität in einem führenden Exportland der Welt im Jahr 2014, betont Groschek. Derzeit werde an vielen Stellen saniert, nur um Zeit für einen Neubau zu gewinnen, dessen Feststellung, Planung und Ausführung Jahre erfordere. Fünf Milliarden Euro für die Infrastruktur stellt der Bund in den kommenden vier Jahren zur Verfügung. Groschek weiß: Allein für die Brücken wäre die Summe erforderlich.
Große Hoffnung auf den Rhein-Ruhr-Express
Erhebliche Summen macht er auch für die Schiene und die Wasserstraßen aus: Die großen Containerschiffe etwa passen nicht mehr unter vielen Brücken her. So klappt denn auch die Verlagerung von der Straße aufs Wasser nur bedingt, beim Güterverkehr auf der Schiene sieht es nicht viel besser aus. Mehr privat finanzierte Infrastruktur als Lösung, regt ein Unternehmer an.
Auf den Rhein-Ruhr-Express setzt der Minister große Hoffnungen: „Wenn er eines Tages gut funktioniert, könnten die Straßen täglich von 31.000 Pkw entlastet werden.“
Und in der Luft? Groschek plädiert für ein anderes gesellschaftliches Verständnis: „Wir können uns als Exportnation nicht immer wieder eine Blockadehaltung leisten“, warnt er etwa mit Blick auf den Bau des Flughafens Berlin, wo derzeit Nachflugverbote gefordert werden.
Warum konnte der Verfall so voranschreiten? Mangelnde Vorplanungen, bedingt durch Personalabbau, die massive Verlagerung der Mittel Richtung neuer Bundesländern, aber auch die Forderungen „Bildung statt Beton“, listet Groschek auf. Ein Besucher führte noch einen weiteren Grund an: War es nicht immer so, dass Politiker stets auf Neubau statt auf Erhalt setzten?