Mülheim. In Mülheim sind die ersten Familien im ehemaligen Seniorenheim Hildegardishaus eingezogen. Die vorherige Aufregung hat sich gelegt. Nachbarn spenden den 30 neu eingezogenen Menschen Spielzeug und Bücher. Auch Ehrenamtliche helfen und spielen mit den Kindern. Die Flüchtlinge kommen u.a. aus Serbien.

Die große Aufregung im Viertel hat sich gelegt. Am besten kann das wohl der Hausmeister beurteilen: Anfangs kamen die Leute aus der Nachbarschaft häufiger in die Kirchstraße 91, um Reiner Büttner zu befragen. Jetzt sind seit dem letzten Freitag sechs Flüchtlingsfamilien im Hildegardishaus eingezogen (eine stand am Freitag nachmittags vor der Tür) und die Nachbarschaft bringt Bücher und Spielzeug vorbei. „Ich habe schon einen ganzen Schrank voll“, schmunzelt Reiner Büttner.

Das dürfte alles auch Verwendung finden, denn unter den 30 Menschen, die in der vergangenen Woche ins ehemaligen Seniorenheim gezogen sind, sind 15 Kinder, viele noch nicht schulpflichtig. Die Familien stammen aus Serbien, Bosnien, Mazedonien, Aserbaidschan, berichtet Peter Sommer, Teamleiter der Zentralen Wohnungsfachstelle im Sozialamt. Er ist froh, dass er auch die drei aktuellen Neuzugänge, ein Kleinkind ist dabei, problemlos versorgen kann, denn der Vorlauf, mit dem die Bezirksregierung Arnsberg Mülheim die Asylbewerber zuweist, sei oft sehr kurz, manchmal nur drei Tage. „Das Hildegardishaus ist ein glückliches Geschick für uns, weil wir nicht so schnell Wohnungen gefunden haben. Das Unterbringen kann man so ja kaum planen.“

Hildegardishaus steht nur für drei Monate zur Verfügung

In dem leer stehenden ehemaligen Altenheim der katholischen Kirche musste baulich kaum etwas getan werden. Aus den 18 bis 20 qm großen Seniorenzimmern wurden durch zugestellte Stockbetten Familienschlafzimmer. Rauchmelder wurden installiert. Manche Zimmer haben ein integriertes Bad, manchmal muss man über den Flur. In den ehemaligen Teeküchen wurden Herde aufgestellt, einen Kühlschrank hat jede Familie im Zimmer. Im Keller, zu dem man nach Anmeldung Zugang bekommt, gibt es Waschmaschinen und Trockner. Es sollen keine Wäscheständer auf den Fluren stehen, sagt Peter Sommer.

Das ehemalige Hildegardishaus steht nur für drei Monate übergangsweise zur Verfügung, maximal 50 Personen sollen hier wohnen können. Im Oktober, wenn die 42 SWB-Wohnungen an der Gustav­straße in Styrum bezogen werden können, ziehen die Familien um.

Ehrenamtlich kümmern sich um Flüchtlinge

Reiner Büttner, angestellt bei der Stadt, ist werktäglich von morgens bis nachmittags auch als Ansprechpartner für die Nachbarn zugegen, abends und nachts sind Mitarbeiter der Pia anwesend.

Zwischendurch kümmern sich Ehrenamtliche wie Annett Heine aus Dümpten und Patrick Schulze aus Broich, die gerade lachend mit einer Kinderschar das Haus betreten. Frisbee haben sie gespielt und Gummitwist, berichten die dreifache Mutter und der angehende Lehramtsstudent. Patrick wird Frau Heine auch dabei unterstützen, wenn sie demnächst mit zwölf Kindern zwischen fünf und 14 Jahren Lesen und Schreiben üben wird. Einen passenden Raum hat sie sich schon ausgesucht. „Ich werde mir Material für Erstklässler besorgen“, so lautet ihr Plan.