Mülheim. Die Mülheimerin Hildegard Hollmann zeigt seit Jahren ehrenamtlichen Einsatz, damit Menschen ihre Lust am Leben trotz schwerwiegender Diagnose nicht einbüßen. Sie kümmert sich um Darmkrebspatienten und Menschen mit einem künstlichen Darmausgang.
Für Hildegard Hollmann gab es 2006 eine niederschmetternde Diagnose: Darmkrebs! „Ich war psychisch total daneben“, erinnert sich die 70-Jährige. „Für mich war es wie ein Todesurteil.“ Doch Hildegard Hollmann hatte Glück im Unglück. Sie konnte erfolgreich operiert werden und brauchte keine Chemo-Therapie – der Krebs hatte noch nicht gestreut. Doch auch wenn sie damals körperlich alles gut überstanden hatte, blieben die seelischen Narben. „Ich brauchte jemanden zum Reden, der Ähnliches durchlebt hat – und so bin ich auf die Selbsthilfegruppe Ilco gestoßen.“
Bei der Selbsthilfevereinigung finden Menschen mit Darmkrebs und/oder Stomaträger, also Menschen mit einem künstlichen Darmausgang, Unterstützung, treffen Gleichgesinnte und werden an einem wichtigen Scheidepunkt in ihrem Leben aufgefangen. „Ich war der Gruppe und vor allem der Leiterin Brigitte Walder unheimlich dankbar, denn es tat wahnsinnig gut, sich einfach mal freizusprechen über die Ängste, die man hat, offen zu reden“, so Hollmann.
Seit gut sieben Jahren die rechte Hand von Brigitte Walder
Als es Hildegard Hollmann besser ging, merkte sie, dass Brigitte Walder auf weiter Flur eine Einzelkämpferin war. Und so hat sie sich entschlossen sich aktiv für „Ilco“ einzusetzen. Seit gut sieben Jahren ist sie nun die rechte Hand von Brigitte Walder. Sie kümmert sich um Organisatorisches, plant Veranstaltungen und Vorträge.
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„Besonders ein Stoma kann ausgrenzen“, weiß die engagierte Rentnerin. „Die Betroffenen haben Angst, dass unterwegs etwas passieren könnte. Wir versuchen sie aus ihrer Isolation wieder herauszuholen.“ Deshalb organisiert Hildegard Hollmann auch nicht nur Veranstaltungen, die sich um die Krankheit der Gruppenmitglieder drehen. Auch Ausflüge und gemeinsame Feiern stehen auf dem Programm. Als Heldin des Alltags sieht sich Hildegard Hollmann selbst aber nicht. Das ist es auch, was Brigitte Walder an ihrer Kollegin so schätzt. „Sie ist Ansprechpartnerin für viele Betroffene und das oft im Verborgenen. Für sie ist es selbstverständlich und nicht erwähnenswert.“
Wichtiges Anliegen ist ihr die Aufklärung
Ein wichtiges Anliegen ist Hildegard Hollmann auch die Aufklärung. Sie organisiert Informationsstände bei Veranstaltungen zum Thema Vorbeugung und arbeitet eng mit den beiden Mülheimer Krankenhäusern zusammen. „Wir werden angerufen und gefragt, ob jemand bei einem Patienten vorbeikommen kann, der entweder gerade die Diagnose Darmkrebs erhalten oder aber einen künstlichen Darmausgang bekommen hat“, so die ehemalige Bibliotheksassistentin. „Da geht es dann in erster Linie darum, den Menschen Mut zu machen.“
Das treibt Hildegard Hollmann in ihrer Arbeit an: das zurückzugeben, was sie damals durch die Gruppe erfahren durfte. Und die enorme Dankbarkeit, dass sie es geschafft hat und heute wieder gesund ist.