Essen. . Darmkrebs ist mit fast 75 000 Neuerkrankungen pro Jahr, nach Lungenkrebs, die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland. Die preisgekrönte Aktion zur Darmkrebsvorbeugung geht wieder an den Start. Schon 300 Unternehmen im Ruhrgebiet sind bei „1000 Leben retten Ruhr“ dabei.

Es war der ganze Stolz der Akteure, als „1000 Leben retten Ruhr“ im vergangenen Jahr die bundesweit höchste gesellschaftliche Auszeichnung für Projekte der Darmkrebsprävention erhielt: den „Felix Burda Award 2013“ in der Kategorie „Besonderes Jahresengagement“. Immerhin ist Darmkrebs mit fast 75 000 Neuerkrankungen pro Jahr, nach Lungenkrebs, die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland.

„Darüber haben wir uns natürlich sehr gefreut“, so Professor Michael Betzler, ehemaliger Chefarzt der Essener Kruppkliniken und Initiator des Projekts. Der Stolz schwingt auch heute noch mit. „Es war und ist einfach eine gute Aktion fürs Ruhrgebiet und längst darüber hinaus“, so der Chirurg.

Am Anfang war das Interesse gleich Null

Durch Früherkennung könne man das Darmkrebsrisiko deutlich mindern, so der Arzt, deshalb war sein Interesse so groß, das Ruhrgebiet praktisch aufzurufen, sensibel zu sein und sich gegen den Krebs zu engagieren. „Mit Aufklärung und einem Stuhltest kann man sehr viel erkennen. Gibt es Auffälligkeiten, kann eine Darmspiegelung Weiteres klären.“ Vorstufen von Krebs, die Polypen, könnten abgetragen werden. Krebs müsse also erst gar nicht entstehen.

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Ein Anliegen, das überzeugen sollte. Das Interesse am Anfang jedoch war „gleich Null.“ Verständlich, die Aktion kannte noch keiner. Aber das änderte sich durch ständiges Werben für die Möglichkeiten, so Betzler. Dass es mittlerweile über 300 Firmen sind, die mitmachen, verbuche man schon als Erfolg. Was ganz langsam in Essen begann, habe längst die Grenzen der Stadt hinter sich gelassen. Unternehmen von Kliniken, Krankenkassen, Autohäuser, Stromanbieter.

So funktioniert es:

Die teilnehmenden Unternehmen bekommen einen Fragebogen übermittelt, den diese von ihren Mitarbeitern und deren Angehörigen ausfüllen lassen. Bei denjenigen Mitarbeitern, die laut Auswertung des Fragebogens ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs haben, wird daraufhin ein immunologischer Stuhlbluttest durchgeführt. Positiv getestete Mitarbeiter erhalten eine medizinische Beratung sowie die Überweisung zur Darmspiegelung.

Kontakt zu „1000 Leben retten Ruhr“

Die Projektgeschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft unter Leitung von Winfried Book und Claus Simon wird weiter Unternehmen werben.

Aktion „1000 Leben retten Ruhr“, c/o EWG-Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH, Lindenallee 55, 45127 Essen, Tel. 0201 820 24 49, E-Mail: info@ 1000-leben-retten-ruhr.de

Die Kosten für das einzelne Unternehmen sind dabei gering: Die Mitarbeiterzahl wird mit 1,5 bis 2 Euro multipliziert.Inzwischen haben etwa 60 000 Menschen aus 52 Kommunen einen Test angefordert. Michael Betzler: „Bei einem positiven Stuhltest steckt in etwa fünf Prozent der Fälle Darmkrebs dahinter.“ Weitere 9000 Menschen außerhalb der Unternehmen waren auch dabei.

Die Ergebnisse:

Testauswertung: 93 Prozent negative Befunde, 6, 2 Prozent positiv. 5 Prozent Karzinome (140). Auswertung nach Darmspiegelung: 46 Prozent Polypen (1285), 30 entzündliche Darmerkrankungen, 19 leicht entzündliche Erkrankungen.

Das sind die Initiatoren:

Initiiert wurde das Projekt von der Arbeitsgemeinschaft „Essen forscht und heilt“ und durchgeführt in Kooperation mit dem Initiativkreis Ruhr. Das Projekt wurde innerhalb von drei Jahren zu Deutschlands größter regionaler Initiative für Darmkrebsprävention. Die Förderer Sparkasse Essen, Noweda EG, AOK Rheinland/Hamburg und die Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft wollen ihr Engagement bis 2015 fortsetzen.