Mülheim/Ruhr. Etwa vier Kilometer Luftlinie bringen den Mülheimer Sportverein VfB Speldorf in Schwierigkeiten. Die Landesliga-Kicker spielen bis dato im Ruhrstadion. Das wurde jüngst für mehrere Millionen saniert. Doch der Verein will an seinem Vereinssitz spielen. Weil kaum Fans den Weg ins Ruhrstadion fahren.

Was keiner in der Stadtverwaltung und in der Politik hören wollte, jetzt ist es offiziell: Der VfB Speldorf möchte das Ruhrstadion verlassen, das erst vor kurzem für rund 2,5 Mio. Euro saniert und modernisiert worden ist. Der ranghöchste Mülheimer Fußballverein würde liebend gerne zur neuen Saison ab August wieder in die „Heimat“ an die Saarner Straße wechseln. „Das Ruhrstadion ist sicherlich ein schönes Stadion geworden, nur unser Stammpublikum kommt einfach nicht nach Styrum“, bedauert VfB Geschäftsführer Hermann Bovermann.

Gerade mal rund 100 Zuschauer fanden zuletzt noch den Weg ins Ruhrstadion. An der Saarner Straße, wo auch das sonstige Vereinsleben stattfindet, rechnet Bovermann mit dem Dreifachen. „Das ist für einen Verein in der Landesliga auch ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor.“ Der Blick auf die Karte zeigt: zwischen Vereinssitz und Ruhrstadion liegen etwa vier Kilometer Luftlinie - klingt nah, aber die Ruhrauen teilen die Stadt, womöglich die entscheidenden Hürde für die potentiellen Besucher.

Weggang aus Speldorf für Niedergang des VfL verantwortlich

Amateurfußball ist für Bovermann zudem mehr als Sport. „Man trifft Freunde, Menschen aus der Nachbarschaft“, betont er den sozialen Aspekt. Fans, wie Werner Röper, sehen es ähnlich, er meinte: „Der Niedergang des VfB begann mit dem Weggang aus Speldorf ins Ruhrstadion.“

Und wie sieht es die Stadt? „Sportfachlich wird der Wunsch des VfB unterstützt“, heißt es dazu aus dem Mülheimer Sport-Service, der für die Sportanlagen zuständig ist. Doch weiß man auch dort, dass dies nicht ganz unproblematisch ist. In der Vergangenheit gab es aus der Anwohnerschaft an der Saarner Straße immer wieder mal Klagen über Lärm und Parkplatzprobleme. Das Fußballleben, so schildern es Anwohner, sei „selbst bei doppelt verglasten Fenstern“ zu hören.

Lärm! Lautstarkes Anfreuern geht an der Saarner Straße nicht

Die Stadt hatte bereits bei der Modernisierung der Sportanlage an der Saarner Straße ein Lärmgutachten erstellen lassen. Ergebnis: Wenn sonntags zwischen 13 und 15 Uhr pausiert wird, wird die Sportanlagen-Lärmschutzverordnung erfüllt. Testspiele mit einer Zuschauerzahl von 350 ergaben: keine Belästigung der Anwohner, auch wenn die Parksituation rund um die Sportanlage „sehr angespannt war“.

Trommeln, Fanfaren, Musikuntermalung vor und nach Spielen – das alles müsste an der Saarner Straße jedoch wegfallen, ebenso Lautsprecherdurchsagen jenseits des Sports. „Es ist die Frage, ob der Verein bereit ist, diese Einschränkungen mitzutragen“, sagt Eckart Capitain (CDU), Vorsitzender des Sportausschusses. Er erwartet zudem Probleme, wenn andere Mannschaften wiederum von der Saarner Straße dann weichen müssten. „Politisch muss das alles noch diskutiert werden.“ Und noch eine Frage steht unbeantwortet im Raum: Wer soll nach dem VfB als „Platzhirsch“ das neue Stadion nutzen?