Mülheim. Abgeschlagen und im Sinkflug – den Mülheimer Traditionsverein VfB Speldorf vergleichen Fans mit einem sinkenden Schiff. Zu einem Heimspiel des VfB Speldorf im aufwendig modernisierten Ruhrstadion verlieren sich nur wenige Zuschauer. Fans nennen Gründe für den Zustand des VfB.
Kurz nach Spielbeginn macht die Kasse zu. „Geht eigentlich heute“, sagt der Kassierer und hat wohl schon schlechtere Tage erlebt. Nur an die 100 Zuschauer verlieren sich zum Heimspiel des VfB Speldorf auf der Tribüne des für 2,4 Mio. Euro modernisierten Ruhrstadions in Styrum.
Der VfB befindet sich im Sinkflug Richtung untere Ligen, abgeschlagen. Es ist ein Traditionsverein auf Talfahrt. Fans sehen vor allem in einer miserablen Vorstandsarbeit den Grund für den Niedergang: kein Sponsor mehr, keine Wertschätzung der Mitglieder mehr, keine Motivation mehr.
Die Zuschauer bleiben weg
Günter Reichardt und Werner Tobaschus gehören zu den treuen Fans, die auch jetzt noch kommen. Tobaschus erinnert sich an die 60er Jahre – Oberliga. Schön sei’s damals gewesen. „Ein Hauptfehler war“, sagt Reichardt, „dass sie die Spielstätte von Speldorf nach Styrum verlegt haben. Die Zuschauer bleiben doch weg. In Speldorf kamen 400, manchmal noch mehr.“
Im Café-Restaurant hinter der Tribüne treffen wir auf Manfred Pump. Er ist so etwas wie eine Seele im Verein, die ehrenamtlich alles gibt, jede freie Minute dem Verein opfert. Er zeigt stolz all die Pokale, die er über dem Tresen befestigt hat. Mensch, was haben die Speldorfer alles mal gewonnen! „Zum Teil aus dem Keller habe ich die Pokale geholt“, berichtet er und will damit andeuten, wie Wertschätzung gegenüber Personen und Leistungen gelitten haben.
"Ohne Sponsoren gibt es keine Zukunft"
Für ihn ein Grundübel. An einer Pinnwand hat er Zeitungstexte aufgehängt aus Zeiten, als die Speldorfer die deutsche Vize-Meisterschaft gewonnen haben. Fritz Buchloh, einst deutscher Nationaltorhüter, hängt daneben, auch er spielte für Speldorf genau wie Wim Thoelke. Lange her.
Dietmar Lierhaus (60) kommt fast sein ganzes Leben schon zum VfB. Die Liebe zum Verein lag bei ihnen in der Familie. Dass mancher in der NRW-Liga schon von der Regionalliga gesprochen habe, hielt es für einen Fehler. „Die hätten erst mal versuchen müssen, sich zu etablieren.“
Ohne zuverlässige Sponsoren, sagt Günter Pern, gebe es keine Zukunft. Er fürchtet, dass die Mannschaft mal wieder auseinanderbricht, und er bedauert, dass der Vorstand so gar nicht auf die Fans, auf den Freundeskreis gehört habe. Vorschläge, Engagement, Werbung, um den Verein zu etablieren, habe es gegeben. Angenommen habe man nichts.
"Mülheim ist kein gutes Pflaster für Fußball"
Mülheim, so sieht es Werner Röper, sei nun mal kein richtiges Ruhrgebiet und kein gutes Pflaster für Fußball. „Sponsoren unterstützen hier Hockey.“ Beim VfB fehlen ihm schlicht auch die Leute, die in der Lage sind, mit potenziellen Sponsoren Gespräche zu führen.
Auch interessant
Das erste Tor ist gefallen, der Stadionsprecher versucht, etwas Stimmung zu machen. Vergeblich. Im Restaurant steht noch ein Topf mit heißen Würstchen bereit – für den Halbzeit-Hunger. Ute Buss ist die gute Seele der Küche. Doch auch nicht mehr lange. Sie hört auf, enttäuscht. Dank, sagt sie, Fehlanzeige in dem Verein. „Leider.“