Mülheim. . Bei der Cima-Untersuchung aller Kommunen in Nordrhein-Westfalen landet Mülheim auf Rang 54. Demnach gibt der Mülheimer im Jahr 5935 Euro für den täglichen Bedarf aus. Die Unterschiede zwischen den Stadtteilen ist aber beträchtlich und der Handlungsdruck deshalb hoch.

Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft in Mülheim ist immer noch überdurchschnittlich hoch. Das zeigt sich in einer Studie, die jetzt vom Kölner Beratungsbüro Cima für ganz NRW vorgelegt wurde. Demnach gibt der durchschnittliche Mülheimer 5935 Euro im Jahr direkt für den täglichen Bedarf und langlebige Konsumgüter aus. Der Wert liegt 4,2 Prozent über dem Landesdurchschnitt. Multipliziert mit den über 168 000 Einwohnern, ergibt das eine Gesamtnachfrage von 998 Millionen Euro, die in etwa der der vergangenen Jahre entspricht, wie Tim Schiebold bestätigt, der bei der Wirtschaftsförderung für den Einzelhandel zuständig ist.

Von den 396 untersuchten Kommunen liegt Mülheim mit diesem Pro-Kopf-Wert auf Rang 54. Das sagt aber alleine noch nicht viel aus, wie auch Matthias Hartmann von Cima bestätigt. Denn in der Stadt gibt es große Unterschiede. Aussagekräftiger wäre eine Auswertung zumindest nach Postleitzahlbezirken, die noch nicht vorliegt. Das dürfte spannend werden, denn die Einkommensunterschiede sind bekanntlich eklatant. Man muss nur in den Materplan Einzelhandel schauen und drei Beispiele herausgreifen: Einkommen unter 15 000 Euro in der Innenstadt 32,6 Prozent, Eppinghofen 41,2 Prozent Dorf Saarn 28,6 Prozent; über 50 000 Innenstadt 20,1 Prozent, Eppinghofen 9,6 Prozent, Saarn 26,7 Prozent. Gerade in der Innenstadt ist die Kaufkraft unterrepräsentiert.

Eine kritische Phase

Selbst dann wäre das nur die halbe Wahrheit. Wo diese Nachfrage wirksam wird, ob in Mülheim selbst, im Internethandel oder in einer der Nachbarstädte, darüber gibt die Studie allerdings keine Auskunft. Das wird auch bei Städten wie Bochum oder Essen deutlich, die viel schlechter abschneiden, aber viel mehr Kunden in ihre Innenstädte ziehen, die dort ihr Geld lassen.

Interessant ist auch die Prognose für die nächsten Jahre, die Cima mithilfe der Bevölkerungsvorhersage der Landesstatistiker erstellt hat. Demnach gibt es Gewinner (18 Prozent der Kommunen, das sind die kaufkräftigen Kommunen mit einer günstigen Bevölkerungsprognose, vor allem an der Rheinschiene), Noch-Gewinner (25 Prozent, überdurchschnittliche Kaufkraft und unterdurchschnittliche Bevölkerungsentwicklung), Fragezeichen (15 Prozent, niedrige Kaufkraft, positive Bevölkerungsentwicklung) und Verlierer (41Prozent, in der ländlichen Peripherie ist sowohl die Kaufkraft als auch die Bevölkerungsentwicklung negativ). Mülheim zählt zu den Noch-Gewinner, was auch nur auf den ersten Blick noch positiv wirkt.

Rat sollte sich die Ergebnisse des Bürgerbarometers vergegenwärtigen

Die Entscheidungen der nächsten Monate, die der Rat treffen muss, der morgen gewählt wird, sind also für die nächsten Jahre entscheidend. Dabei sollten sie sich noch einmal die Ergebnisse des NRZ-Bürgerbarometers vergegenwärtigen, insbesondere die Frage zur Zukunft des Kaufhofs. Knapp die Hälfte der Befragten befürwortet, dass dort Stadt und Land mit Steuergeldern tätig werden. Einzelhandel erschien dort aber nur 9 Prozent der Befragten wichtig, fast zwei Drittel lehnte dort Handel sogar ab.