Mülheim. .
Die Mülheimer Innenstadt bietet reichlich Diskussionsstoff. Das WAZ-Lesercafé, das diesmal in der Ev. Ladenkirche stattfand, war vermutlich daher so gut besucht wie nie zuvor. Beim lebhaften Meinungsaustausch ging es durchaus auch kontrovers zu.
Kaufhof
Die Zukunft des Kaufhofs beschäftigt die Mülheimer sehr. „Der Schandfleck muss weg. Ihn abzureißen bringt aber nichts, das Gebäude muss wieder in Betrieb genommen, aber anders bewirtschaftet werden“, erklärt Rudolf Leska. Günter Voß dagegen plädiert für den Abriss: „Kaufkraft gibt es in Mülheim nicht. Die Leute gehen in die großen Einkaufszentren in den Nachbarstädten. Deshalb würden auch andere Läden am Standort nichts bringen.“ Sein Vorschlag: „Aus dem Gelände sollte ein toller Platz gemacht werden - z.B. mit einem schönen Brunnen. Eine touristische Zugnummer muss her.“
Als „Schlüsselareal“ für die Entwicklung der City stuft Uwe Brückmann das Kaufhof-Areal ein, er ärgert sich: „Eine Lösung für den Kaufhof hätte man vor der Ruhrbania-Planung haben müssen. Solange es die nicht gibt, wird Ruhrbania nicht zum Erfolg werden.“
Einen Platz für Märkte und Events würde Waltraud Bernd an Stelle des Warenhauses gerne sehen. Denn: „Einkäufer sehe ich da unten nicht, die Kaufkraft bringt sich nicht in die Innenstadt ein.“ Ein neues Gebäude statt des Kaufhofs sei aus klimatischen Gründen nicht angesagt. „Experten raten zur lockeren Bebauung, um die Erwärmung der City abzuwenden.“
Das Forum am oberen und ein weiterer Einkaufsmagnet am unteren Ende der Schloßstraße - das funktioniere, so Willi Bültmann, nicht. Er spricht sich für Event-Flächen auf dem Kaufhof-Gelände und eine Tiefgarage aus. Ergänzt durch eine Fußgängerbrücke über die Ruhr, die das Ende der Schloßstraße mit der Müga verbindet.
Wie wäre es mit Münchener Flair nahe der Ruhr? Peter Krause regt einen „Viktualienmarkt“ an.
Verkehr & Parkplätze
Mit der Schließung des Kaufhofes habe die City auch viele Parkplätze verloren, bemängelt Horst Maas und fordert extreme Änderungen bei der Verkehrsführung. „Die Leineweberstraße sollte in beide Richtungen geöffnet werden, ich würde die Schloßstraße befahrbar machen und einen Parkplatz vorm Museum einrichten. Die Leute wollen ranfahren an die Läden.“
Leineweberstraße & Altstadt
Um die schöne Allee mit den großen Bäumen (Leineweberstr.) sorgt sich Waltraud Berndt. „Die Bäume sollen gestutzt werden, ich befürchte, dass das ein Kahlschlag wird und die Aufenthaltsqualität leiden wird wie z.B. beim Dieter-aus-dem-Siepen-Platz.“
Der Kirchenhügel, einst Herz der Innenstadt, sei zu einem Parkplatz verkommen, klagt Holger Sperlich. Die Altstadt an sich mit ihren engagierten Anwohnern sei aber ein gutes Beispiel, dem in der City nachgeeifert werden sollte, so Ute Westphal.
Andere Leser lehnen das vehement ab. Zu teuer sei das Parken in Mülheim, meinen viele. Gudrun von der Linden weiß: „Es gibt über 2600 Parkplätze in der City.“. Sie seien nicht kostenlos, weil sie sonst von Berufstätigen ganztägig zugeparkt würden. „Autoverkehr raus aus der Innenstadt“, sagt dagegen Holger Sperlich. In einer funktionierenden City brauche man kein Auto, man solle den ÖPNV stärken. „Wer den Bus benutzt, muss keinen Parkplatz suchen“, stimmen ihm andere Café-Besucher zu.
Handel & Innenstadt(besucher)
Kann man in der City alles kaufen? Die Meinungen der WAZ-Leser sind geteilt. Eine schönere Schaufenstergestaltung könne die Geschäfte in der Innenstadt aufwerten, meint Ute Westphal. Das Wichtigste aber sei: „Die Jugend muss sich hier wohlfühlen.“ „Viele Jugendliche fahren nach Düsseldorf, Essen oder Oberhausen, weil das „in“ ist, das muss sich ändern“, finden Dieter Luxnat und Günter Voß. Die Frage steht im Raum: Wie erreicht man die jungen Leute?