Mülheim. Nicht nur der Tengelmann-Markt an der Leineweberstraße steht wirtschaftlich auf der Kippe. Auch der Markt im Styrumer Marktcenter an der Steinkampstraße steht auf dem Prüfstand. Eine endgültige Entscheidung über die Schließung soll im Laufe des Jahres fallen, sagt eine Unternehmens-Sprecherin.
Dem Einzugsbereich an der unteren Schloßstraße, die schon jetzt nicht nur unter dem leerstehenden Kaufhof zu leiden hat, droht ein weiterer Tiefschlag. Der rund 300 Quadratmeter große Tengelmann-Markt, der erst vor zweieinhalb Jahren umgebaut und aufgehübscht wurde, steht auf der Kippe.
„Es besteht die Absicht zwei Mülheimer Märkte zu schließen. Das ist aber noch nicht definitiv. Die endgültige Entscheidung fällt im Laufe des Jahres“, sagte gestern eine Sprecherin der Unternehmensgruppe Tengelmann auf Anfrage der NRZ.
Nicht die Zahlen, die sich das Unternehmen wünscht
Sie bestätigte, dass neben dem Markt an der Leineweberstraße auch der Markt im Styrumer Marktcenter an der Steinkampstraße auf dem Prüfstand steht, „weil sie wirtschaftlich nicht die Zahlen bringen, die wir uns als Unternehmen wünschen.“ Auch wenn bei Tengelmann vorerst nur von einer Schließungsabsicht und einer allein wirtschaftlich begründeten Prüfung der Standorte die Rede ist, stimmt es nachdenklich, wenn man von der Unternehmenssprecherin erfährt, dass bereits in der kommenden Woche mit Arbeitnehmervertretern über Schließungsmodalitäten und Sozialpläne gesprochen werden soll.
„Das würde für die betroffenen Bewohner eine empfindliche Lücke in ihre Nahversorgung reißen“, fürchtet Sozialplaner Jörg Marx. Der Mann vom Sozialamt weiß aus einer Haushaltsbefragung im letzten Jahr, dass die Stadtmitte zwischen Scharpenberg, Altstadt, Schloßstraße und Hans-Böckler-Platz ein Wohnquartier mit vielen alten und immobilen Bewohnern ist.
Die Kundenfrequenz ist eingebrochen
Laut Stadtforschung leben in diesem Bereich 9245 Menschen, von denen 37 Prozent älter als 60 sind. Stadtweit liegt der Anteil der Über-60-Jährigen nur bei rund 30 Prozent. Marx und sein Chef, Sozialamtsleiter Klaus Konietzka, bestätigten, dass die Stadtmitte heute zu den Wohnvierteln mit geringer Kaufkraft gehören.
„Die Kundenfrequenz ist in den letzten Jahren abgebrochen“, weiß Forum-Manager Wolfgang Pins. Schlechte Verkehrsführung und fehlende Parkplätze haben aus seiner Sicht ebenso dazu beigetragen, wie der Leerstand des Kaufhofgebäudes. Hier sieht Pins den Eigentümer und nicht den Steuerzahler gefordert, Abhilfe zu schaffen.
Ruhrpromenade könnte neue Kundschaft bringen
Darüber hinaus sieht der Forum-Manager aber auch einen Megatrend zu großen Märkten mit großer Auswahl oder zu kleinen, dann aber besonders feinen Märkten. Obwohl Pins darauf hinweist, dass die Innenstadt Kaufkraft an neue Einkaufszentren in Dümpten und Saarn verloren hat, sieht er mit Blick auf das neue Wohnquartier an der Ruhrpromenade auch eine neue zahlungskräftige Kundschaft für Einzelhandel in der Innenstadt heranziehen.