Krefeld/Mülheim. Die Siemensianer in Nordrhein-Westfalen stehen in der unsicheren Zeit des Konzernumbaus zusammen. Bei einer gemeinsamen Kundgebung für alle NRW-Standorte von Siemens in Krefeld forderten sie und die IG Metall Job- und Standortgarantien sowie eine Deutschland-Strategie.

Der von Vorstandschef Joe Kaeser angekündigte Konzernumbau von Siemens soll nach Willen der Beschäftigten ohne Abbau tausender Stellen auskommen. Dies forderten am Freitag bei einer zentralen NRW-Kundgebung der IG Metall weit mehr als 1000 Belegschaftsmitglieder aus den nordrhein-westfälischen Siemens-Werken zwischen Siegen und Wegberg-Wil­denrath. Am meisten Beifall erntete dabei ein kämpferisch auftretender Pietro Bazzoli, Betriebsratsvorsitzender von Siemens Mülheim.

In seinem kurzen, doch knackigen Grußwort fand Bazzoli die klaren und unmissverständlichen Worte, die die Siemensianer vor Ort wohl hören wollten in ihrem trotzigen Kampf unter dem Motto „One Siemens. Aber mit allen“. Bundesweit hatte die IG Metall gestern zu Kundgebungen aufgerufen. In Krefeld, wo Siemens Züge baut, fand eine der Schwerpunktaktionen statt. Laut hiesigem Siemens-Betriebsrat waren gut 120 Mülheimer Beschäftigte in Krefeld dabei. Viele andere Kollegen hätten angekündigt, ab 11 Uhr Überstunden abzufeiern.

Betriebsratsvorsitzender Bazzoli: Mitarbeiter bringen Spitzenleistungen

„Ich kann dem Vorstand nur empfehlen, die Menschen in den Betrieben in den Blick zu nehmen“, so Bazzoli. Die Mitarbeiter brächten Spitzenleistungen, ihnen sei Wertschätzung entgegenzubringen. Das Management möge in die Betriebe kommen und „dort Rede und Antwort stehen“.

„Geil“ nannte der Mülheimer Betriebsratsvorsitzende die Veranstaltung in Krefeld. Die konzertierte Aktion der NRW-Standorte zeige, dass sich die Siemens-Belegschaft nicht teilen lasse und „eine Familie“ sei. Da gelte es gleichermaßen, jungen Mitarbeitern die Chance zur beruflichen Entwicklung zu geben und Ältere nicht durch ein Stellenabbau-Programm aus den Betrieben zu drängen.

Deutschland-Strategie vom Management eingefordert

Der Konzern-Betriebsrat fordert neben dem Verzicht auf Stellenabbau für alle deutschen Siemens-Standorte Bestandsgarantien sowie eine Deutschland-Strategie, die auf Investitionen und Innovationen setzt und weniger auf die kurzfristige Marge schielt.

Mülheims IG-Metall-Ortsbevollmächtigter Volker Becker-Nühlen sagte zu dieser Zeitung, dass „im Betrieb derzeit eine unerträgliche Ruhe herrscht, die einen erschreckt“. Nahezu lähmend, sehr groß sei die Unsicherheit, was auf die Beschäftigten zukommen könnte, wenn Siemens einerseits seine Strukturreformen durchziehe und andererseits möglicherweise auch noch die Alstom-Energiesparte übernehme.

Ein Siemens-Sprecher sagte aktuell, es sei „einfach viel zu früh“, um etwas zur Perspektive am Standort Mülheim zu sagen. Es gelte das Wort von Joe Kaeser: Die Veränderungen würden nun „mit Ruhe und Sorgfalt umgesetzt“.