Mülheims großen Industrieunternehmen stehen mehr oder minder schwerwiegende strukturelle Veränderungen ins Haus. Auch die Sorge um Jobs und Wettbewerbsfähigkeit treibt die jeweiligen Betriebsräte um. So werben sie um eine hohe Wahlbeteiligung bei den bevorstehenden Betriebsratswahlen, um mit Rückenwind in Verhandlungsrunden mit der Arbeitgeberseite gehen zu können.
Beispiel Vallourec: Gerade erst hat das Unternehmen eine Schlankheitskur namens „Stream Line“ hinter sich, da durchleuchtet bereits die Unternehmensberatung Roland Berger das Werk und „schon wieder wird eine Neuorganisation angedroht“, so Betriebsratsvorsitzender Gerhard Oelschlegel. Verhandlungen darüber will der Betriebsrat erst mit neu gewählter Mannschaft führen. „Wir brauchen ein starkes Votum der Belegschaft“, sagt Oelschlegel. Denn es werde „mit Sicherheit wieder um Stellenabbau gehen. Schließlich geht es um Kostenreduzierung – und Kosten haben in der Regel einen Kopf und zwei Beine.“
Auch Siemens stehen Restrukturierungen mit dem Ziel der Kosteneinsparung ins Haus. Für den Standort ist entscheidend, welche Zukunft der Konzern für das Turbinen-Geschäft findet.
Bei Salzgitter Mannesmann Grobblech ist die Restrukturierung „Salzgitter 2015“ angelaufen. MGB verliert 38 Stammarbeitsplätze; dazu ist die Zahl an Leiharbeitern reduziert worden. Betriebsratschef Wolfgang Lorenz sieht es positiv, dass dem Mülheimer Werk die Abhängigkeit von Großaufträgen genommen werden soll. MGB fertigt nun auch Einzelbleche. Den Fuß in diesen Nischenmarkt zu bekommen, ist, so Lorenz, ein Schritt zur Standortsicherung.
Auch dem Automobilzulieferer Presta Steertec stehen stürmische Zeiten bevor. Es herrsche großer Kostendruck, so Ortsbevollmächtigter Becker-Nühlen. Im Saarner Werk, das Lenkungen fertigt, lässt ein Auftrag durch BMW auf sich warten, so dass „vielleicht eine Delle von zwei Jahren“ zu überbrücken sein wird.