„Die Beschäftigten von Siemens sind erneut stark verunsichert“ – mit dieser Feststellung verlangt der Betriebsratsvorsitzende am Standort Mülheim, Pietro Bazzoli, Antworten des Konzernvorstandes auf drängende Mülheimer Fragen zum angekündigten Konzernumbau.

Wie berichtet, will Siemens sich schlanker aufstellen, rund 1 Mrd. Euro einsparen. Weltweit, so ist zu lesen, könnten gar 10 000 Stellen wegfallen. 4800 Mülheimer Beschäftigte fordern laut Bazzoli nun klare Aussagen zur Zukunft des Standortes, der insbesondere von der Fertigung groß dimensionierter Dampfturbinen und Generatoren für den Kraftwerksbau lebt. Das Geschäft schwächelt. Wann sich die Investitionsbremse in Europa lösen lässt, steht in den Sternen. „Wie schätzt man den zukünftigen Markt ein?“, will Bazzoli etwa von der Konzernleitung wissen. Und: „Inwieweit sind Dampfturbinen und Generatoren Mülheimer Leistungsklassen gefragt?“ Für den Betriebsrat geht es darum, in Erfahrung zu bringen, ob die Konzernlenker das Mülheimer Produktportfolio möglicherweise um Turbinen oder Generatoren mit kleinerer Leistung erweitern, damit der Standort abgesichert ist für den Fall, dass das Kraftwerksgeschäft nicht wieder zu alter Stärke zurückfindet.

Sorge macht den Mülheimern die Ankündigung, dass Siemens seine neue Division „Power ans Gas“ von den USA statt aus Erlangen leiten lassen will. „Hat dies Auswirkungen?“, fragt Bazzoli. Beunruhigend sei auch, dass Siemens laut Medienberichten die Dampfturbinen-Zentrale nach Frankreich verlegen könnte. Dazwischengeplatzt ist ohnehin der von Siemens ins Auge gefasste Deal, die Energietechnik des französischen Alstom-Konzerns zu übernehmen. Noch in dieser Woche könnte Siemens Alstom ein offizielles Angebot dafür unterbreiten.

Derweil findet Freitag ein bundesweiter Aktionstag von IG Metall und Beschäftigten statt. Mülheims Siemensianer werden an einer Kundgebung in Krefeld teilnehmen. Die Forderung: eine nachhaltige Entwicklung in Deutschland als Leit- und Referenzmarkt. Ohne Stellenabbau.