Mülheim. Damian (8) und Angelo (9) besuchen die Mini-Schule des Zirkus Charles Knie, der momentan in Duisburg gastiert, und dessen nächste Station der Saarner Kirmesplatz in Mülheim sein wird. Für ein Interview unterbrechen die Jungs und ihre Lehrerin gerne kurz den Unterricht...
Ein Wagen, vollgestellt mit Schreibtischen, bestückt mit Büchern, dekoriert mit Tierpostern und selbst gemalten Bilder: Das ist die hauseigene Schule des Zirkus Charles Knie, der momentan in Duisburg gastiert, vom 24. bis zum 26. Mai dann in Mülheim auf dem Saarner Kirmesplatz zu erleben sein wird. Sogar ein Keyboard und eine ausklappbare Tafel haben im fahrenden Klassenzimmer Platz. Die Zweitklässler Damian Mavriqi (8) und Angelo Costa (9) brüten über ihren Heften, unterrichtet werden sie von Ulrike Ocker-Martin, einer erfahrenen Grundschullehrerin. Alle Drei lassen sich aber gerne für ein Interview unterbrechen. . .
Welche Fächer habt ihr heute?
Damian: Wir haben keinen festen Stundenplan. Im Moment rechnen wir noch, nachher arbeiten wir weiter an unseren Referaten über Löwen und Elefanten.
Ulrike Ocker-Martin: Hier wird Gesamtunterricht erteilt, wobei wir aber Fächer wie Mathe, Deutsch oder Sachunterricht schon einhalten. Und: Wir machen viel Musik.
Um wie viel Uhr beginnt morgens die Schule?
Damian: Um neun Uhr. Ulrike Ocker-Martin: Der Unterricht läuft allerdings an sechs Tagen pro Woche, auch samstags, und an einem Nachmittag.
Wann geht ihr Zirkuskinder abends ins Bett?
Damian: Ich gehe immer um zehn schlafen. . . Ulrike Ocker-Martin: Ja? Ich glaube, bei euch wird es meistens noch später. Ich habe erst hier in der Zirkusschule verstanden, dass es eine Härte ist, wenn die Schule schon um neun beginnt.
Und wie verbringt ihr Jungs den Nachmittag?
Angelo: Ich baue gerne was mit Lego, das ist mein Lieblingsspielzeug. Damian: Nach dem Mittagessen gucke ich Fernsehen oder spiele mit meinem I-Pad. Wir gehen aber auch bei jedem Wetter nach draußen.
Gibt es denn hier auf dem Zirkusplatz genug Kinder zum Spielen?
Damian: Ja, da sind ja auch noch die beiden kleinen Mädchen.
Wie oft habt ihr die aktuelle Show schon gesehen?
Damian: Schon öfter. Angelo: Das ganze Programm habe ich noch gar nicht gesehen. Ich finde es auch langweilig, man muss immer so lange sitzen und auf die Pause warten. Ulrike Ocker-Martin: Dabei zeigen deine Eltern so tolle Sachen. Sie sind Trapezkünstler, die „Flying Costa“, und dein Papa macht den dreifachen Salto.
Damian, was machen deine Eltern beim Zirkus Charles Knie?
Damian: Meine Mutter arbeitet vor allem an der Kasse, und mein Vater ist Chef der Restauration.
Habt ihr besondere künstlerische Talente?
Angelo: Ich bin gut als Clown. Außerdem kann ich ein bisschen zaubern und Breakdance. Damian: Ich habe früher in der Show mitgemacht, bin beim Finale mit dem Clown aus einem Ballon geklettert, und wir haben Konfetti geworfen. Jetzt helfe ich nur noch vor der Vorstellung, da mache ich Werbung fürs Kamelreiten.
Mögt ihr das Zirkusleben? Immer unterwegs zu sein?
Damian: Ich finde alles toll. Langweilig ist eigentlich immer nur der Aufbautag. Und letzten Mittwoch war es auch nicht so klasse, weil ein Pferd fast entlaufen wäre. Es hatte sich losgerissen.
Was möchtet ihr später werden?
Angelo: Ich könnte mir ganz vieles vorstellen, nicht nur im Zirkus, auch außerhalb.
Damian: Zirkusdirektor.
Premiere begeistert Groß und Klein
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Grundschule hat rund zwölf Quadratmeter - Lehrerin im Sabbatjahr
Vier Kinder besuchen derzeit die rund zwölf Quadratmeter kleine Zirkusschule: außer Damian und Angelo noch zwei jüngere Mädchen im Alter von sechs bzw. fünf Jahren. Ihre Familien stammen aus Albanien, Brasilien, Rumänien und Portugal. Unterrichtet wird in der Regel auf Deutsch, hilfsweise auch auf Englisch.
Lehrerin Ulrike Ocker-Martin arbeitet normalerweise an einer Grundschule in Alsfeld, hat aber ein Sabbatjahr genommen, sich also vorübergehend vom Dienst freistellen lassen. Seit August 2013 organisiert sie das fahrende Klassenzimmer und sagt: „Vorher hatten die Kinder sieben Monate lang überhaupt keinen Unterricht.“
Zirkus Charles Knie gastiert nach fünf Jahren wieder in Mülheim
Die Zirkuskinder finden den Aufbautag vielleicht öde, für die mitreisenden Erwachsenen sind die Handgriffe sicherlich auch Routine, aber an Langeweile leiden sie wohl nicht. Das Unternehmen Charles Knie erklärt stolz, dass seine Zeltarbeiter sowie die Tierpfleger lediglich vier Stunden benötigen, um alles abzubauen. Für den Aufbau am nächsten Gastspielort werden zehn Arbeitsstunden einkalkuliert. Dann sind nicht nur das geräumige Chapiteau (Hauptzelt) mit mehr als 1400 Sitzplätzen angekommen, sondern der gesamte Tross unter anderem mit 22 Zugmaschinen, rund 60 Campingwagen, etwa 30 Künstlern, über 60 anderen Mitarbeitern und etwa 100 Tieren, vom Papagei bis zum Känguru, vom Elefanten bis zum Hängebauchschwein.
So soll es am Freitag auch auf dem Saarner Kirmesplatz laufen, wo der Zirkus zuletzt vor fünf Jahren gastierte. Vom 24. bis 26. Mai sind fünf Vorstellungen geplant, am Samstag um 15.30 und 19.30 Uhr, Sonntag um 11 und 15.30 Uhr sowie Montag um 15.30 Uhr für Familien. Infos, Termine und Ticketpreise unter: www.zirkus-charles-knie.de
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