Mülheim. . Seit 2010 hat die Stadt Mülheim die Ermäßigungen für die Hundesteuer allmählich zurückgefahren. Dies trifft vor allem Menschen, die mit einer niedrigen Rente auskommen müssen, wie zum Beispiel Werner R. Der 73-Jährige lebt von nur 600 Euro Rente, doch auf seinen Hund will er nicht verzichten.

Hunde spielten im Leben von Werner R. immer eine große Rolle. Besonders jetzt im Alter. Ohne Hund, sagt der 73-Jährige, wäre es noch schwerer, allein zu Hause zu sein. „Der Hund ist mein ein und alles.“

Mit dem Hund geht er viel durch die Stadt, hat seine Kontakte und seinem Rückenleiden tut das Laufen auch gut. Doch seine kleine Rente macht es ihm schwer, die Hundesteuer in voller Höhe zu entrichten, berichtet er. Seit 2010, seit den politischen Beschlüssen zur Haushaltskonsolidierung, wurden die Hundesteuerermäßigungen allmählich zurückgefahren.

Steuerbefreit sind etwa Blindenführhunde

Werner R. zahlt die jährlich fälligen 160 Euro für sein Tier dreimonatlich, vier mal 40 Euro. Geld, das er gut für Lebensmittel gebrauchen könnte, wie er berichtet. Knapp über 600 Euro Rente und etwas Wohngeld bekommt der ehemalige Monteur, der lange zu See fuhr. Später nahm er andere Arbeiten an, bis zu seinem 65. Lebensjahr. Seit Jahren hält der tierliebe Mann auch wieder einen Hund. Als der letzte starb vor fünf Jahren, hielt er es nicht lange ohne Vierbeiner aus. „Ein halbes Jahr habe ich geweint, dann habe ich mir wieder einen Hund angeschafft.“

Damals gab es noch die ermäßigte Hundesteuer für Bürger mit geringem Einkommen. „Die wurde“, daran erinnert Stadtsprecher Volker Wiebels, „bis 2013 Jahr für Jahr abgebaut. Seit 1. Januar 2013 gilt der volle Satz.“ Jedenfalls für die meisten Halter. Steuerbefreit sind laut Satzung etwa Blindenführhunde oder Gebrauchshunde von Förstern. Eine Befreiung gilt zwei Jahre lang auch für Hunde, die aus dem Tierheim geholt wurden. Fragen nach Hundesteuerermäßigung gebe es bei der Stadt kaum, so Wiebels. Man komme auf etwa fünf Anfragen im Jahr.

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Der Tierschutzverein wird hingegen oft angesprochen, wenn den Menschen ihr Haustier finanziell über den Kopf gewachsen ist. Heidrun Schultchen, die erste Vorsitzende, weiß auch, dass viele Hundehalter die Steuer als ungerecht empfinden – denn für Katzen sei sie ja auch nicht zu zahlen, und die seien ja auch draußen unterwegs. „Aber ich weiß ja im Vorfeld, was auf mich zukommt“, argumentiert die Tierschützerin. Hundesteuer sei nun mal eine Luxussteuer. Manchmal soll der Verein auch einspringen, wenn die Krankenkosten für das Tier zu hoch werden. Was er nicht leisten kann mit seinen Spenden und Mitgliedsbeiträgen. „Mancher droht dann am Telefon damit, sein Tier auszusetzen.“

Verantwortung gegenüber dem Tier

Wer so was tut, kann bei Werner R. nicht mit Verständnis rechnen. „Das ist eine Schweinerei“, sagt er, und spricht von Verantwortung gegenüber dem Tier. Ihn plagen andere Sorgen. „Was wird mit dem Hund, wenn ich selbst mal krank werde?“ Und den Rat, den Hund doch wieder abzugeben, hat er auch schon gehört. Er wird ganz traurig. „Dann brauche ich auch nicht mehr zu leben“, sagt er leise.