Mülheim. . Sabine Hense hat die Tiersprechstunde für Vierbeiner von bedürftigen Tierhaltern unter dem Dach des Mülheimer Tierschutzvereins ins Leben gerufen – eine Aufgabe, die mitunter starke Nerven erfordert. Denn die, die kommen und um Hilfe bitten, verbinden das immer wieder mir handfesten Forderungen.

„Ich will dabei helfen, dass die Tiere bei den Menschen bleiben können“, sagt Sabine Hense und meint damit die Vierbeiner von Bedürftigen, von Menschen, die mitunter jeden Pfennig umdrehen müssen und manchmal nicht genug Geld für eine Dose Hundefutter haben.

Seit einigen Jahren engagiert sich die Winkhausenerin im Mülheimer Tierschutzverein, vier Jahre lang hat sie im Vorstand mitgewirkt – „ein Vollzeitjob“, wie sie sagt. Heute agiert sie eher im Hintergrund, nimmt etwa einmal im Monat an den Tierschutzrunden teil, auf denen alles auf den Tisch kommt, was in Tierschutzangelegenheiten gerade in der Stadt los ist. 2009 hat Sabine Hense dann die monatlich stattfindende Haustiersprechstunde ins Leben gerufen, ein Angebot für eben jene Tierhalter, die als bedürftig gelten.

Nächste Sprechstunde für Vierbeiner steht bevor

Die nächste Tiersprechstunde findet am kommenden Mittwoch, 5. März, 14 bis 15 Uhr, im Café Light, Gerichtstraße 11, statt.

Voraussetzungen für die Inanspruchnahme der Leistungen bei der Sprechstunde für Tiere von Bedürftigen ist die Bescheinigung über den Bezug von Sozialleistungen (z.B. Bescheid über ALG II) und der Nachweis des Wohnsitzes in Mülheim (gültiger Personalausweis).

Welpen sind bei der Tiersprechstunde nicht zugelassen, darauf weist das ehrenamtliche Team ausdrücklich hin. Es werden erst Hunde ab einem Jahr betreut. Tel. 740 20 88, www.tierschutz-muelheim-ruhr.de

Leistungen sind freiwillig

„Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Leute aufzuklären und möglichst noch vor dem Kauf dafür zu sensibilisieren, was ein Tier braucht“, sagt Sabine Hense. Mit ruhiger Stimme sagt sie das, wohl aber mit Nachdruck. Denn das, was die 48-Jährige bei den Tiersprechstunden hin und wieder zu hören bekommt, kann durchaus an die Substanz gehen.

„Wir erleben schon, dass Kalkül dahinter steckt, wenn die Leute mit ihren Tieren kommen. Das Anspruchsdenken ist groß, dabei sind unsere Leistungen freiwillig.“ Impfungen etwa, die die Tierärztin während der Tiersprechstunde gibt, oder eine Parasitenbehandlung gehören zu diesen Leistungen, zu denen die Tierhalter einen Unkostenbeitrag von zehn Euro beitragen müssen – den Rest finanziert der Tierschutzverein.

„Was aber nicht den Tierarztbesuch ersetzt“, betont Hense, vielmehr seien Aufklärung und Prophylaxe die Ansätze, die sie verfolgen. Die Forderungen aber, die manch bedürftiger Tierhalter stelle, nehmen mitunter überhand, haben Sabine Hense und ihr Team die Erfahrung gemacht. Gutscheine für die Kastration von Katzen kann der Tierschutzverein bei der Tiersprechstunde nicht mehr ausgeben. Sabine Hense erklärt, warum: „Das hat den Rahmen gesprengt.“

Vielen Tieren geht es schlecht

Überhaupt sei die Tiersprechstunde in Mülheim eingeschlagen wie nichts. „Wir haben uns die Idee in anderen Städten abgeguckt und wussten doch nicht, was hier auf uns zu kommt.“ Da kommt der Obdachlose, für den sein Hund das Ein und Alles ist, dann die alte Dame, deren Katze krank ist und deren Behandlung horrende Kosten verursacht, oder die junge Frau, die über Ebay einen viel zu jungen Welpen gekauft hat. „Es gibt viele Tiere, denen es wirklich schlecht geht“, sagt Sabine Hense nachdenklich und guckt ihre eigenen Hunde Sissy und Gina an – beide stammen aus dem Mülheimer Tierheim, natürlich.

Die Menschen immer wieder auf die Bedürfnisse der Tiere aufmerksam zu machen, ein Verständnis für das Geschöpf zu schaffen, das ist ihr Antrieb. „Man darf vieles nicht so nah an sich heran lassen und muss jeden Fall einzeln betrachten – es gibt nicht den einen Bedürftigen, jedes Schicksal ist anders.“ Und nicht zuletzt sei ihr Haustier für viele Bedürftigen Partnerersatz und Seelentröster. Sie würden ihr letztes Hemd geben, damit es Bello und Mieze nur gut geht – wenn sie es denn könnten. Um solch aussichtslose Situationen zu lindern, dafür schließt Sabine Hense immer wieder die Tür zur Tiersprechstunde auf.