Mülheim. . Der Chef der Mülheimer Polizeiwache, der Erste Polizeihauptkommissar Wolfgang Schulte, geht nach 44 Dienstjahren in Pension, von denen er 42 Dienst in Mülheim gemacht hat. Der 62-jährige Vollblutpolizist hat in seiner langen Dienstzeit viel erlebt.

Der Chef der Polizeiwache an der Von-Bock-Straße, der Erste Polizeihauptkommissar Wolfgang Schulte, geht nach 44 Dienstjahren in Pension. Der 62-jährige Vollblutpolizist hat 42 Jahre davon Dienst in seiner Heimatstadt Mülheim gemacht.

Pensionär nach 44 Dienstjahren – wie fühlt sich das an?

Wolfgang Schulte: Im Moment noch wie Urlaub! Es war eine gute Zeit, jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Der Laden läuft auch ohne mich sehr gut.

Aber die Kollegen haben Ihnen einen schönen Abschied bereitet...

Schulte: Ja, sie haben mich am letzten Arbeitstag mit drei Motorrädern und einem nostalgischen „Opel Blitz“, einem Mannschaftswagen von 1948, zu Hause abgeholt. Wir sind noch mal zu den alten Dienststellen durch die Stadt gefahren...

Die Sie ja sehr gut kennen. Wie wichtig ist das für einen Polizisten?

Schulte: Gute Ortskenntnis ist absolut wichtig. Man muss die Straßen kennen, die Einsatzbrennpunkte. Wo man auch weiß: Hier müssen zwei Streifenwagen hin. Schlimm wäre auch, wenn Kollegen Hilfe brauchen, und man weiß nicht genau wo. Aber man muss über die Ortskenntnis hinaus ein Gefühl für die Bürger haben, wissen, wie man sie ansprechen muss, den richtigen Ton treffen.

"Die Leute waren weniger aggressiv

Was ist beim Polizeidienst heute anders als in den 1970er Jahren?

Schulte: Mit der Einführung der Computer wurde der Schreibkram immer mehr. (lacht)

Aber im Ernst: Die Leute waren damals weniger aggressiv, weniger gewalttätig. Sie haben polizeiliche Hilfe noch angenommen. Der Polizeibeamte war damals noch ein richtiger Schutzmann, es gab einfach auch mehr Respekt. Ich bin zwar seit 1986 nicht mehr im Streifendienst, habe aber als Wachleiter regelmäßig größere Einsätze, zum Beispiel bei Fußballspielen, geleitet.

Sie haben zuerst bei Krupp in Essen eine Schlosserlehre gemacht. War Polizist Ihr Traumberuf?

Schulte: Es war eine Alternative. Ich bin da so reingewachsen. Das Schöne an dem Beruf ist, dass man es mit vielen jungen Leuten zu tun hat, dass man Verantwortung übernehmen kann und im Team gemeinsam Probleme anpacken kann. Das hat mir immer Spaß gemacht. Eigentlich war der Dienst immer schön und spannend.

Ihr persönlich schlimmstes Diensterlebnis?

Schulte: Tödliche Unfälle waren immer besonders schlimm. Persönlich betroffen war ich aber bei der Gasexplosion im Nachbarsweg im Sommer 2004. Als ich zum Einsatzort nach Saarn kam, stand dort ein Freund am Straßenrand. Von dem Haus, in dem er lebte, war nichts mehr da.

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Anders, aber nicht schlechter

Die Fusion mit der Polizei Essen im Jahr 2007 haben viele Mülheimer Bürger bis heute nicht verwinden können. Wie ist es Ihnen damit gegangen?

Schulte: Ich finde das nicht so schwierig. Nun fährt man halt zu Besprechungen nach Essen, die vorher im Haus waren. Es ist anders heute, ja, aber nicht schlechter. Die beinahe familiäre Mülheimer Polizei mit einer eigenen Präsidentin, wo auch noch jeder jeden kannte, die gibt es so heute nicht mehr.
Aber es gab schon vorher Umstrukturierungen in Mülheim. So wurden der Schutzbereich West an der Ulmenallee und der Schutzbereich Ost schon Ende der 1990er Jahre zusammengeführt.

Was hat sich für Sie nicht geändert?

Schulte: Die Verantwortung für die Dienstgruppen. Man muss die Fäden in der Hand halten und dafür sorgen, dass die Kollegen gut und effektiv arbeiten können. Führung heißt für mich: andere erfolgreich machen. Der Laden muss laufen. Ich selbst bin nicht so wichtig.

Sie sind weiterhin Lehrbeauftragter für Beamten- und Disziplinarrecht. Was raten Sie den angehenden Kolleg(inn)en?

Schulte: Dass man von Anfang an erkennt, dass man alleine wenig bewältigen kann, sondern immer im Team arbeiten muss.