Mülheim. . Wie fühlt sich das Älterwerden an? Änne Zeilen wurde 1914 in Hessen geboren. Als junge Frau zog sie nach Mülheim. Inzwischen lebt die 100-Jährige bei einer ihrer Töchter in Saarn. Sie verbringt viel Zeit im Garten, pflanzt sogar Blumen - ein Beispiel, wie erfüllt ein Seniorenleben sein kann.
Sie ist oft und gerne in ihrem Garten, pflanzt noch eigenhändig Frühlingsblumen. Jeden Morgen freut sich Anna Zeilen, die alle lieber „Änne“ nennen, auf die Zeitungslektüre, für die sie allerdings inzwischen eine Lesebrille benötigt. Ja, damit muss sie wohl leben, schließlich hat sie am Mittwoch ihren Hundertsten gefeiert.
„Unsere Mutter bügelt auch noch oder schält Kartoffeln. Sie muss immer was zu tun haben“, berichten die beiden Töchter, Frauen im Alter von 67 bzw. 63 Jahren. Eine von ihnen, Irmgard Giesbert, und der zugehörige Schwiegersohn holten Änne Zeilen vor sechs Jahren in ihr grün zwischen Pferdekoppeln gelegenes Haus in Saarn, wo die alte Dame das Parterre bewohnt. Mit direktem Zugang in den Garten.
Dass sie viel Zeit an der Luft und im Sonnenlicht verbringt, verrät ihre gebräunte Haut. In den mediterranen Süden reiste sie nur ein einziges Mal, als Neunzigjährige, wobei die einwöchige Tour nach Mallorca zugleich die erste Flugreise ihres Lebens war.
Älteste von sechs Geschwistern
Als Älteste von insgesamt sechs Geschwistern wurde Anna Katharina Boersen am 9. April 1914 im hessischen Neustadt geboren. Als junge Frau zog sie nach Wesel, war dort bei einer Familie „in Stellung“, wie man damals sagte, arbeitete also im Haushalt mit. In Wesel lernte Änne auch ihren ersten Ehemann kennen, den sie 1939 heiratete, jedoch kurz vor Kriegsende an der Front in Russland verlor.
Dem späteren Vater ihrer Töchter, Fritz Zeilen, begegnete sie 1947 zufällig auf einer Zugfahrt. Mit ihm zog sie dann nach Mülheim-Selbeck und gründete eine Familie, die im Stadtteil und in der katholischen Kirchengemeinde feste Wurzeln schlug. In der Saison 1956/1957 war Fritz Zeilen, von Beruf Tapetendrucker und Farbmischer, sogar Schützenkönig...
Nach seinem Tod vor nunmehr 24 Jahren lebte Änne Zeilen noch lange im eigenen Haushalt, zog erst im hohen Alter zur Tochter nach Saarn. Hier werden heute auch vier Enkel, sieben Urenkel und allerlei andere Gäste den runden Geburtstag feiern, obwohl Änne Zeilen derlei „Rummel“ eigentlich ablehnt. Sie wünscht sich auch nichts, außer, dass sie möglichst lange gesund bleibt. „Sie wollte zum Hundertsten eigentlich gar nichts machen“, berichtet eine Tochter. Aber da spielte die Familie nicht mit.