Mülheim. Anwohner des Schloßbergs sind unverändert empört über die gestern in Windeseile erfolgte Fällung von Bäumen in ihrer Straße und lassen jetzt eine Klage prüfen. Sie können nicht verstehen, dass zwei kleine Bäume fefällt wurden, von denen keine Gefahr ausgehen kann.

Die Hoffnung der Anwohner am Schloßberg, noch den einen oder anderen zur Fällung freigegebenen Bäume retten zu können, hat sich wortwörtlich zerschlagen. Der Kahlschlag ging schneller als erwartet. In vier Stunden hatten zwei Arbeiter gestern die acht Bäume beseitigt. Sie gingen mit einem Fahrzeug zu Werke, das wie ein Bagger aussieht, nur dass es statt der Schaufel Greifarme mit Sägen hat.

Schon gegen Mittag erinnert die Straße an ein Schlachtfeld. Es riecht nach Harz und frischem Grün. Sägespäne fliegen umher. Gegen Mittag ist bereits der erste Laster mit Baumstämmen abgekarrt. Immer wieder bleiben Passanten, die von der Fällaktion nichts wussten, fassungslos stehen, können es nicht verstehen. Eine junge Mutter kommt mit ihren beiden Kindern, die das gar nicht begreifen können und nachfragen. Schwer zu erklären, was man selbst nicht nachvollziehen kann.

Zwei junge Bäume gefällt worden

An den Schnittflächen ist meist frisches und gesundes Holz erkennbar. An den auch vom Gutachter genannten Bäumen waren dagegen auch dunkle, verfaulte Stellen zu sehen, wie Anwohnerin Anke Dinsing einräumt. Zum Entsetzen der Anwohner sind auch zwei junge Bäume mit einem Umfang von über 60 Zentimetern gefällt worden. Sie müssten demnach der Baumschutzsatzung unterliegen. Aber auch für sie lag eine Genehmigung vor, wie Stadtsprecher Volker Wiebels versichert. Und sie seien auch Gegenstand der Information in der Bezirksvertretung gewesen. Dass sich die Stadt die Fällung der kleinen Bäume selbst genehmigt, ist jedoch nicht weiter verwunderlich.

Eine Begründung ist für Dinsing und ihre Nachbarn aber noch weniger ersichtlich als bei den vitalen großen Silberlinden. Von diesen mag künftig eine Gefährdung ausgehen, bei den Kleinen würde das aber noch Jahrzehnte dauern. Der Wunsch nach Einheitlichkeit kann es nicht sein. „So geht das nicht, das wird ein Nachspiel haben“, findet Dinsing, die gemeinsam mit ihren Nachbarn jetzt juristische Schritte gegen die Verwaltung prüfen lassen will. Die Bewohner des Schloßbergs sind weiterhin erbost über das Vorgehen der Verwaltung.

Verlust von Atmosphäre

Als die Baumfäller anrückten, haben sich viele der Nachbarn auf der Straße getroffen und gemeinsam den Kahlschlag beklagt. Der Verlust der Bäume ist für die Anwohner der Schloßstraße aus mehreren Gründen bitter. Er bedeutet Verlust von Atmosphäre, Schatten und vor allem auch der wirksamen Filterfunktion, denn aus Richtung Duisburger Straße zieht jede Menge Dreck in die Straße. Fest steht für die Anwohner schon mal, dass sie sich bei den bevorstehenden Nachpflanzungen nicht mit mickrigen Bäumen abspeisen lassen wollen. Das sollen dann schon einigermaßen stattliche Bäume sein. Eine Nachbarin hat auch schon einige Äste abgeschnitten und will schauen, ob sie vielleicht Wurzeln schlagen.