Mülheim.. .
Acht stattliche Silberlinden am Schloßberg lässt die Stadt heute fällen (wir berichteten). Der Protest dagegen wurde laut und lauter; Anwohner versuchten alles, um die alten Bäume zu retten.
Sie sprachen bei der Stadt vor, sahen Unterlagen ein – und am Montag machte sich sogar eine kleine Delegation auf zum Verwaltungsgericht Düsseldorf, um eine einstweilige Anordnung – und damit Zeit – zu erwirken. Doch das Gericht lehnte den Antrag ab. Olaf Strübing, Sachverständiger für Bäume, war in Düsseldorf dabei.
Maßnahme völlig überzogen
Er lebt in Saarn, unterstützt die Broicher aber aus vollem Herzen. „Die Maßnahme ist nämlich völlig überzogen“, glaubt der Experte. Er habe vor Ort „keine so starke Schädigung gefunden, dass die Fällung aller Bäume erforderlich wäre“. Er frage sich, ob das Bundesnaturschutzgesetz berücksichtigt worden sei. „Auf alle Fälle schadet sich die Stadt mit der Aktion auch selbst, denn die Bäume stellen ja ein Vermögen dar.“
Anwohner Jochen Nies hoffte, dass die Richter ihm „den Wunsch erfüllen, unsere alte, gewachsene Allee doch noch zu retten“. Es genüge doch völlig, zunächst nur den einen – vom Gutachter als krank bezeichneten – Baum umzuhauen und zwei weitere zu stutzen. „Für jede weitere Entscheidung sollte man sich Zeit lassen.“
"Stadt hat zu kurzfristig informiert"
Das sah auch Nachbar Thomas Behrens so. „Ich verstehe auch nicht, warum aus dem Fall eine Hauruck-Sache gemacht wurde.“ Seines Erachtens habe die Stadt zu kurzfristig informiert – „damit sich kein Protest formiert“. Dabei sei es in Demokratien wichtig, andere Meinungen anzuhören. Zudem nerve ihn, das fast jede Entscheidung mit einem Sicherheitsaspekt begründet werde.
Auf eben diesen berief sich Stadtsprecher Volker Wiebels in der vergangenen Woche – und tat es nun erneut: „Wir bleiben bei dem, was wir gesagt haben. Wir haben die Sicherungspflicht.“ Die Entscheidung beruhe auf dem Gutachten und auf einer Fällgenehmigung der Unteren Landschaftsbehörde. Selbst der Regierungspräsident habe grünes Licht gegeben. Die Stadt habe zudem ihrer Informationspflicht Genüge getan. „Wir haben wie üblich informiert. So wie bei allen rund 180 anderen Bäumen, die jährlich fallen, auch.“