Mülheim. . Automaten dominieren heute die Auszahlungen in Banken. Einige Institute haben den persönlichen Service abgeschafft und bieten Hilfe an bei der Bedienung der Geldroboter, bei anderen zählt der Auszahlschalter zum Geschäftsmodell. Es gibt immer noch viele Kunden, die darauf Wert legen.
Manfred Schaub (75) ist seit über fünfzig Jahren Kunde der Deutschen Bank, lange in Duisburg, jetzt in Mülheim. Nie hat er Bares am Automaten gezogen. Hat er auch nicht mehr vor: „Ich geh’ nicht an die Büchse und hole mein Geld am Schalter“, sagt er. In der Mülheimer Filiale aber sei er die letzten beiden Male gedrängt worden, den Geldroboter zu benutzen, beim dritten Besuch hat eine Mitarbeiterin für den Mülheimer Geld gezogen und ihm freundlich überreicht. Clever gelöst, das Problem.
Manfred Schaub wirft mit seinem Anspruch an sein Geldinstitut indes eine Frage auf: Gibt es eigentlich noch viele Kunden, die Geld lieber persönlich in Empfang nehmen? Und wie gehen Banken damit um? Höchst unterschiedlich, ergab eine kleine Rundfrage.
Gespräche gehören zum Geschäftsmodell
Beim Marktführer Sparkasse gehöre der persönliche Service zum Geschäftsmodell, sagt Sprecherin Jennifer Rousseau. „Wir wissen, es kommt nicht jeder mit den Automaten zurecht. Es gibt in jeder unserer 13 Filialen eine Menge Kunden, die lieber an den Schalter gehen. Und das ist bei uns auch möglich.“ Sich beim Ausfüllen einer Überweisung helfen lassen, ein kurzes Schwätzchen halten: Auch das gehört dazu. Gleichwohl: Es dominiert das Automatengeschäft: 250.000 Transaktionen zählt die Sparkasse im Monat an ihren 50 Geldautomaten, das sind im Schnitt 170 pro Gerät und Tag.
Weniger Banküberfälle, mehr Gaunereien am Automaten
Der Trend zum Geldautomaten hat auch einen Sicherheitsaspekt: Zwar habe die Zahl der Banküberfälle in den letzten Jahren abgenommen, berichtet Dr. Ulrike Hüneburg, Sprecherin der Spardabank West. Dafür nehme die Zahl der Betrügereien an Automaten zu. Der Zusammenhang ist sicher nicht unmittelbar, grundsätzlich bestätigt Polizeisprecher Marco Ueberbach diese Entwicklung aber. Er gibt Tipps zu den hauptsächlichen Gaunereien:
Raub oder räuberischer Diebstahl von gerade gezogenen Barbeträgen: Auf verdächtige Personen im Umfeld achten, notfalls die Polizei alarmieren. Nachts schlecht beleuchtete und abgelegene Automaten meiden, hohe Beträge nur zu den Öffnungszeiten abheben.
Cash-Trapping: Wenn Täter einen Automaten so manipuliert haben, dass eine Abhebung nicht ausgeworfen wird, sondern im Automaten hängenbleibt, sofort die Polizei rufen.
Beim Skimming manipulieren Täter einen Automaten so, dass eine Kopie der Bankkarte erstellt wird, die Geheimnummer spähen sie als Beobachter oder mit Kameras aus. Immer darauf achten, dass die Geheimzahl verdeckt eingegeben wird.
Und: Niemals die PIN-Zahl in der Geldbörse aufbewahren.
In der Volksbank sind Auszahlungen am Schalter nicht mehr möglich, bestätigt Vorstandssprecher Thomas Diederichs. Wer mit dem Automaten nicht klar kommt, dem erklären Mitarbeiter den Umgang: „Wir finden immer eine pragmatische Lösung. Man kann automatisieren und es trotzdem menscheln lassen.“ Grund für den Abschied von der persönlichen Auszahlung: „Wir sparen an den einfachen Dienstleistungen, damit wir unsere Mitarbeiter in der Beratung einsetzen können“, so Diederichs.
„Weiterhin alle Kanäle offen“
Auch die Spardabank West habe ihre Zahlschalter aufgelöst. „Alle Beträge werden an Automaten ausgezahlt“, so Sprecherin Dr. Ulrike Hüneburg. „Beschwerden deswegen gab es nicht. Auch älteren Kunden können die Automaten bedienen. Wir helfen dabei auch gerne.“
Und die Deutsche Bank bittet um Entschuldigung, sollte es im Fall von Manfred Schaub „im Einzelfall eine als unfreundliche wahrgenommene Empfehlung an den Geldautomaten“ gegeben haben. Filialdirektor Holger Hattenhorst will sich mit ihm in Verbindung setzen. Ansonsten stünden Kunden zur Geldabhebung „auch weiterhin alle Kanäle offen“, so Banksprecher Hanswolf Hohn.