Eppinghofen/Mitte. . Die Stadt will gemeinsam mit der Awo-Drogenhilfe die offene Szene in der Nähe der Konrad-Adenauer-Brücke etablieren. Es gab in der Vergangenheit Konflikte mit den Anwohnern rund um die Gerichtstraße.

Die offene Drogenszene ist zwar keine homogene Gruppe, dennoch kennen die Mitarbeiter des Awo-Drogenhilfezentrums ihre Kundschaft. Dass sich diese Gruppe – 15 bis 20 Menschen, so Awo-Streetworker Georg Gaspar – in der Nähe des Drogenhilfezentrums auf dem Gelände des alten Frauengefängnisses an der Gerichtstraße aufhält, ist sinnvoll.

Die Awo ist in Mülheim zuständig für die Abhängigen von illegalen Drogen. Durch die Nähe zum „Café Light“ besteht die Möglichkeit, dass Abhängige Angebote nutzen, sich helfen lassen. Eine Gruppe mit festem Treff, den man kennt, ist nicht nur für die helfende, auch für die ordnungspolitische Seite leichter zu händeln.

Anwohner sehen das oft anders. Gab es schon vor zwei Jahren Konflikte, als sich die Szene in der Nähe des Schifferhauses traf, so nahmen die Beschwerden noch zu, als die Gruppe sich dort nicht mehr aufhalten durfte und einige stattdessen in den Straßen rund ums Drogenhilfezentrum anzutreffen waren. „Viele verweilten dort auch länger“, erinnert sich Bernd Otto, Leiter des Ordnungsamtes, „manche schlugen dabei über die Stränge.“

Treff der Abhängigen wurde verlagert

Dass Abhängige mit ihrem Bier in ihren Hauseingängen saßen, erboste die Anwohner. Jasmin Sprünken, stellvertretende Leiterin des Awo-Drogenhilfezentrums, hat Verständnis für die Situation der Nachbarn, sie weiß, dass einige ihrer Klienten nicht so gut auf Ansprache reagieren. Doch das gelte eben nicht für alle. Einige reagierten berührt, dass sie überall unerwünscht seien. „Die Platte ist das soziale Umfeld dieser Menschen“, erklärt die Diplompädagogin. „Dort halten sie ihre Sozialkontakte. Für viele ist es schwer nachvollziehbar, dass sie nirgendwo hindürfen, dass man sie nicht lässt.“

Essen und waschen

Im Café Light können Betroffene gegen ein Entgelt ihre Wäsche waschen, trocknen, etwas essen und trinken. Auch ein Spritzentausch ist möglich.

Nach Awo-Angaben gibt es 200 Substituierte in der Stadt, Menschen, die statt Heroin ein Substitutionsmedikament bekommen und damit möglicherweise den Ausstieg aus ihrer Sucht schaffen. Zwei Praxen in Saarn und Dümpten führen die Behandlung durch, ein Arzt kommt in die Gerichtstraße.

Seit Herbst 2013 wurde mit dem Ordnungsamt erreicht, dass der Treff der Abhängigen zu einem Ort unterhalb des zurückgebauten Overflys an der Konrad-Adenauer-Brücke, hinter dem Parkplatz, verlagert wird. Wie die Verwaltung ankündigte, wird der Kontrolldruck, unter Mithilfe von Awo und Polizei, 2014 beibehalten, um die Szene dort zu halten.

Die Abhängigen sind etwa zwischen 30 und 50 Jahren alt. „Die Gruppe der Älteren wird größer“, beobachtet Gaspar. Viele konsumierten nicht nur Heroin, auch Koks, Tabletten, Alkohol. „Mischkonsum“, weiß Frau Sprünken, „hat in den letzten Jahren zugenommen.“ Die Menschen sind nicht obdachlos, aber auf der Platte trifft man nicht auf Ablehnung, und Sozialkontakte braucht jeder Mensch. Das Drogenhilfezentrum ist für die Nachbarn jederzeit ansprechbar, wenn es Probleme gibt, betont Frau Sprünken.