Udo Hölzner hilft Alkoholikern bei den Guttemplern in Mülheim
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Mülheim. .
„Ich nehme nie Preise an“, erklärt Udo Hölzner, „ich mache es für die Sache.“ Hier spricht ein Mann, der sich als altgedienter Karnevalist mit Orden auskennt. Der aber für die Aktion „Menschen machen’s möglich“ zu einer Ausnahme bereit wäre. Denn dieser Preis käme nicht seinem persönlichen Budget zugute, sondern der Mülheimer Guttempler-Gemeinschaft, für die Hölzner seit rund 15 Jahren mit viel Energie ehrenamtlich arbeitet.
Die Guttempler: eine Gruppe von Menschen, die sich entschlossen haben, ohne Alkohol und andere Drogen zu leben. „Wer Alkohol konsumiert, ist kein Mitglied“, erklärt Hölzner. Wer dabei ist, hat meist ernüchternde Erfahrungen gemacht. Wie er. „Ich bin Alkoholiker“, sagt der 64-jährige, „und ich stehe auch dazu.“
"Es gibt keinen Königsweg aus der Sucht"
Zehn Ehrenamtliche sind nominiert
Die WAZ Mülheim hat in der Aktion „Menschen machen’s möglich“ mit der RWW aufgerufen, Männer und Frauen zu benennen, die sich ehrenamtlich engagieren. Zehn Kandidaten wurden von einer Jury ausgewählt, die wir nun täglich in einem Porträt vorstellen.
Ab dem 2. Juli können Sie dann aus den vorgestellten Kandidaten Ihren Favoriten wählen und ihm oder ihr Ihre Stimme geben - auch auf waz.de/muelheim. Die drei Ehrenamtlichen mit den meisten Stimmen erhalten Geldpreise. Überreicht werden sie beim Bürgerempfang am 18. Juli durch die Oberbürgermeisterin.
Zwei Mal in seinem Leben habe er mit dem Trinken aufgehört. Beim ersten Mal hielt er von 1983 bis 1993 durch. „Und dann dachte ich, nach zehn Jahren könnte ich jetzt kontrolliert mal ein Bier oder einen Cognac trinken.“ Er täuschte sich, stürzte völlig ab, verlor, unter anderem, seine berufliche Existenz als Diplom-Ingenieur.
Nach einem kalten, einwöchigen Entzug wachte Hölzner im Krankenhaus auf, nachdem man ihn im Hausflur bewusstlos gefunden hatte. „Hätte ich in meiner Wohnung gelegen, wäre ich jetzt tot.“ Er sagte sich: „Du hast Glück gehabt. Diese Chance kommt man nur einmal.“ Seit diesen Tagen im Jahr 1997 trank Udo Hölzner nicht mehr. Heute weiß er: „Es gibt keinen Königsweg aus der Sucht, jeder muss seinen eigenen finden. Für mich war es die Selbsthilfe.“ Eine Therapie habe er nie gemacht.
Bei den Guttemplern fand er Rückhalt und die richtigen Leute. In Karnevalskreisen musste er bisweilen erklären: „Ich habe aufgehört zu saufen, aber nicht zu leben.“ Heute ist Hölzner Vorsitzender der Guttempler in Mülheim, gehört deren Landesvorstand an sowie zum Sprecherkreis des Fachausschusses Suchtselbsthilfe NRW. Er sagt: „Ich habe bestimmt 300 Termine im Jahr.“ Ehrenamtliche Einsätze führen ihn zu Alkoholkranken, die in Suchtkliniken gelandet sind, oder in Seniorenheime. Seit 1998 wirkt er auch in Präventionsprogrammen für Jugendliche mit, stellt sich häufig in Schulklassen zum Gespräch.
Was ist seine wichtigste Botschaft an Jugendliche? „Meine Geschichte“, sagt er. „Ich komme aus keinem kaputten Elternhaus, war im Tennisverein, habe studiert, ein gutes Diplom gemacht, früh eine Familie gegründet. Wer Alkoholiker ist, muss kein Penner sein.“
Hölzner teilt seine Erfahrungen unermüdlich und ehrlich mit anderen. Für dieses Engagement wurde er jetzt nominiert.
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