Speldorf. Die Standorte der Katharinenschule in Broich und Speldorf wurden im Gebäude der ehemaligen Hauptschule an der Frühlingstraße zusammengelegt. Nach dem Umbau und der Einrichtung passt ein Pendelbus für die Schüler nicht mehr im Budget. Die Kinder müssen den ÖPNV nutzen. Oder das Eltern-Taxi.
Kurze Beine. Kurze Wege. Dieser schulpolitische Grundsatz wurde außer Acht gelassen, als man beschloss die Katharinenschule mit ihren beiden Standorten an der Kurfürstenstraße (Broich) und Duisburger Straße (Speldorf) unter dem Dach der ehemaligen Hauptschule an der Frühlingstraße an einem neuen Grundschulstandort zu vereinigen.
„Die Stadt hat 100.000 Euro in den Umbau und 60.000 Euro in die Einrichtung investiert und damit bessere Lernbedingungen geschaffen, als sie die Kinder an der Kurfürstenstraße und an der Duisburger Straße hatten“, sagt der Leiter des Schulverwaltungsamtes, Uwe Alex. Dennoch kann er verstehen, dass gerade bei den Eltern der 45 Kinder, die bis zum Sommer 2013 noch an der Kurfürstenstraße zur Schule gingen, Enttäuschung zurückgeblieben ist, weil sie ursprünglich davon ausgehen konnte, dass ihre Kinder alle vier Grundschuljahre an der Kurfürstenstraße verbringen können. Auch der Elternwunsch nach einem Pendelbus für die Kinder von der Kurfürstenstraße blieb unerfüllt.
Viele Eltern immer noch enttäuscht
„Das hätte uns 15.000 Euro pro Halbjahr gekostet. Das könnte ich unter unserer vorläufigen Haushaltsführung gar nicht in Auftrag geben“, betont Amtsleiter Alex. „Wir hätten aus unseren begrenzten Verfügungsmitteln keine dauerhafte Finanzierung eines Shuttlebusses sicherstellen können“, erinnert sich der stellvertretende Bezirksbürgermeister Heinz-Dieter Zeitnitz an die Gründe, die damals in der Bezirksvertretung zur Ablehnung einer finanziellen Unterstützung führten.
„Die Enttäuschung ist bei vielen Eltern immer noch vorhanden, auch wenn die jetzt gefundene Lösung sich dank der großen Selbstständigkeit unserer Kinder besser eingespielt hat, als viele geglaubt haben“, sagt der Broicher Vater Mario Müllenbruck. Sein Sohn besucht die 1. und seine Tochter die 4. Klasse der Katharinenschule.
Eigenverantwortung für Kinder
Schulleiterin Katharina Illigen schätzt, dass etwa 40 von 45 ehemaligen Kurfürstenstraßenschülern heute ein Schokoticket der Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) nutzen und mit Bus und Bahn zur Schule kommen, während die anderen von ihren Eltern mit dem Auto zur Schule gebracht würden. „Ein Busshuttle wäre für viele Eltern sicher das Optimum gewesen, aber die jetzt gefundene Lösung hat sich dank der guten Unterstützung von MVG und Polizei so super eingespielt, dass ich unsere Kinder beruhigt fahren lassen kann, zumal die großen auf die kleinen Schüler aufpassen“, sagt Illigen. Nach Schuljahresbeginn waren die Grundschüler zwischen September und November so lange von Serviceleuten der MVG und Polizisten begleitet worden, bis man ihnen zutraute, selbstständig und, wie bis heute praktiziert, in kleinen Gruppen und mit Warnwesten ausgestattet, zur Frühlingsstraße zu kommen und auch so große Kreuzungen, wie die zwischen Karlsruher- und Saarner Straße alleine zu überqueren.
„Es ist erstaunlich, was Kinder leisten können, wenn man sie nur lässt“, findet die Vorsitzende des Bildungsausschusses, Meike Ostermann, auch wenn sie nicht nur im Fall der Broich-Speldorfer Grundschulfusion Kindern einen von der Stadt finanzierten Pendelbus gönnen würde. „Aber die finanziellen Handlungszwänge sind nun mal gegeben und deshalb ist nicht alles finanzierbar, was wünschenswert wäre“, bedauert die Kommunalpolitikerin.