Schwarzfahrern auf der Spur: Vier Mal im Jahr führt die MVG, die im VIA-Verkehrsverbund mit Essen und Duisburg personell dabei gut aufgestellt ist, Schwerpunkt-Kontrollen durch. Sie sollen eine abschreckende und präventive Funktion haben. Zehn Ticketprüfer sind zudem täglich im Stadtgebiet unterwegs.
Am Dienstagmorgen kurz vor 10 Uhr hält Jürgen Sterzl, MVG-Sachgebietsleiter für die Ticketprüfung, in der Halle der Haltestelle Schloß Broich mit weiteren 18 Ticketprüfern eine kurze Lagebesprechung ab. Sechs Stunden lang soll jetzt kontrolliert werden. „Seid freundlich, nett, höflich – und holt euch einen Kollegen zur Seite, wenn jemand krawallig wird“, sagt er knapp und vergewissert sich, dass die Kollegen ausreichend Zahlscheine und Flyer für die Neukundenregelung bei sich haben. „Auch die Polizei steht mit uns in Verbindung, um notfalls Personalien festzustellen“, erklärt er.
Dann geht es auch schon los, jeweils neun Ticketprüfer postieren sich an beiden Fahrtrichtungen. Die Straßenbahnlinien 102 und die 901 halten in kurzen Abständen, einige Prüfer verteilen sich strategisch auf die Türen, die Kollegen gehen in die Bahn und lassen sich die Fahrscheine zeigen. In ein, zwei Minuten ist das meist erledigt. Wer kein gültiges Ticket vorweisen kann, wird gebeten, die Bahn für die weitere Prüfung zu verlassen. „Langjährige Mitarbeiter haben einen Riecher dafür, wer versucht, der Prüfung zu entkommen oder sich herauszureden“, weiß Sterzl.
Eine Osteuropäerin muss aussteigen, sie hat keinen gültigen Fahrausweis. Sie sagt immer wieder: „I don’t know, I don’t speak Deutsch“. Ihre Personalien sind nicht festzustellen, die Polizei wird gerufen. Die Frau bleibt ruhig, entschuldigt sich immer wieder. Schließlich ruft sie jemanden an, der die 40 Euro „erhöhtes Beförderungsentgelt“, kurz EBE, vorbeibringen will, damit sie gehen kann. Eine weitere Frau ohne Fahrschein versteht scheinbar gar nichts und kann keine Angaben machen. Die Mitarbeiter sprechen sie immer wieder an.
Weigerung unter größtem Theater
„Sprachliche Probleme gibt es oft genug, obwohl wir mit Mitarbeitern, die aus zehn Nationen stammen, gut aufgestellt sind“, erklärt Sterzl, der zwischendurch unterstützend in eine Bahn steigt, um auf einen aufgeregten Fahrgast einzuwirken. Dieser möchte nicht aussteigen. Er habe einen Termin, sagt er. „Ich werde behandelt, als ob ich ein Schwerverbrecher wäre“, regt er sich auf, er habe ein gültiges Ticket. Schließlich steigt er doch freiwillig aus und wartet leise schimpfend, bis die Angelegenheit geklärt ist und er seine Fahrt – ohne Strafe – fortsetzen kann. Der Prüfer vermutete, dass er das Ticket erst bei Einfahrt in die Haltestelle entwertet hat, als er die Kontrolleure gesehen hat. „Das ist ein Trick, der häufig angewendet wird“, heißt es.
Die Aktion läuft ruhig und höflich ab, die meisten Fahrgäste zeigen ihre Tickets unaufgefordert. „Es gibt auch solche, die weigern sich unter größtem Theater zehn Minuten lang, um schließlich triumphierend den Fahrschein aus der Tasche zu ziehen“, berichten die Ordnungskräfte.
Ganz selten Übergriffe
Ein junger Mann hat sein Schokoticket nicht dabei. Er muss es innerhalb der nächsten zwei Wochen im Service-Center vorzeigen. „Die machen ja auch nur ihren Job“, sagt er seufzend, und nimmt die nächste Bahn. Jürgen Sterzl sagt: „Die Schwarzfahrer werden nicht weniger, und aggressive Reaktionen nehmen zu. Aber zu Übergriffen kommt es nur ganz, ganz selten.“