Mülheim. Das Land will das Biomüllaufkommen steigern. Die Müllgebühren werden deshalb steigen. Eine Prognose , in welcher Größenordnung das sein wird, will Umweltamtsleiter Jürgen Zentgraf aber noch nicht wagen. Neue Zeiten für die eingemottete Vergärungsanlage stehen allerdings auch nicht bevor.

Kommt jetzt doch die braune Tonne für biologische Abfälle für alle? Für Landesumweltminister Johannes Remmel (Grüne) ist der Bio-Müll für die Restmülltonne viel zu schade. Er möchte die extra gesammelte Menge steigern. Bei den bislang vorgelegten Referentenentwürfen für den Abfallwirtschaftsplan gibt es unterschiedliche Zahlen. Bis zum Jahr 2020 sollen in Stufen pro Kopf 180 Kilo zusammen kommen, ab 2015 zunächst 150 Kilogramm. Und als Verwertungsform präferiert der Minister die Vergärung, um aus dem entstehenden Biogas auch noch Strom gewinnen zu können. Könnte das nicht ein Anlass sein, die vor bald sechs Jahren eingemottete Vergärungsanlage wieder anzufahren?

Die genannte Zielmarke, so Umweltamtsleiter Jürgen Zentgraf, beziehe sich auf den ländlichen Raum. Im Ballungszentrum seien die Zielmarken mit um die 90 Kilo pro Kopf und Jahr zunächst deutlich niedriger. Ein Blick in die Abfallbilanz zeigt, dass die Stadt mit einem Wert von 88,4 Kilo im Jahr 2012 sich bereits in diesem Bereich bewegt. In den Nachbarstädten ist das zum Teil bedeutend weniger. Mit 12.256 Tonnen ist bei rund 90.000 Haushalten der Anschlussgrad allerdings nicht sehr groß. Bei der Einführung der braunen Tonne vor 14 Jahren hatte die Verwaltung noch eine Tonne für jeden vorgeschlagen, die im Wechsel mit dem Restmüllbehälter geleert werden sollte. Doch da machte die Politik nicht mit.

Finanzielle Anreize schaffen

Problematischer sieht er die Zusammensetzung des Biomülls, die im wesentlichen aus Gartenabfällen mit ein paar Salatblättern bestehe. „In dem Altholz steckt aber nicht viel Energie“, sagt Zentgraf. Daran würden auch ein paar Speisereste mehr nichts ändern. Ob es künftig zum Tonnenzwang komme, scheint noch offen und auch abhängig von dem, was im Sommer tatsächlich in Düsseldorf beschlossen werde.

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Es könnten auch finanzielle Anreize sein. Im Extremfall, wie in einem Landkreis in Süddeutschland, könnte das auch kostenfrei erfolgen, was dort zu einer Verdreifachung der Menge geführt habe. Die Abfallgebühr insgesamt werde aber steigen. „In welcher Größenordnung, da mag ich keine Prognose wagen“, sagt Zentgraf, denn das ist auch abhängig vom Verhalten. Bei mehr Tonnen, verschiebe sich in der Regel nicht nur der Müll von der Restmüll- in die Biotonne, sondern komme anderer Müll dazu, der früher vielleicht im Garten kompostiert wurde. Und außerdem liegen die Gebühren für Vergärung deutlich höher als für Verbrennung oder Kompostierung. Auch hier wird man im Sommer klarer sehen. Die knapp 15.000 Tonnen Biomüll pro Jahr werden derzeit noch in einer Anlage in Lünen kompostiert. Ein Geruchs- und Ungezieferproblem sieht er nicht.

Vergärungsanlage hat keine Chance

SPD-Fraktionschef Dieter Wiechering befürchtet eher, dass in größeren Wohnanlagen, wo nicht jeder seine eigene Tonne habe, alles mögliche dort entsorgt werde, was die Preise nach oben treiben könne. Wiechering, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der MEG ist, fände es interessant, zu prüfen, ob die Vergärungsanlage wieder ans Netz gehen könne. Da sieht MEG-Geschäftsführer Günther Helmich allerdings keine Perspektive. „Wir hatten damals nicht nur ein Kapazitätsproblem, sondern hatten auch die falsche Technik.“ Auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten sieht er keine Perspektive.