Mülheim. An der Blumendeller Straße hört und spürt man in der Wohnung jedes Fahrzeug, das draußen über die Buckelpiste fährt. Künftig sollen hier die Busse der Linie 129 deutlich öfter fahren. Für Familie Skrobeck ist die Schmerzgrenze erreicht. Die Fahrbahn wird aber frühestens 2016 erneuert.
„Ich bin ein Anhänger des öffentlichen Personennahverkehrs“, sagt Volker Skrobeck. Doch wenn der 129er Bus an seinem Haus an der Blumendeller Straße vorbeikommt, ist das für den 63-jährigen Grundschullehrer und seine Familie kein angenehmes Gefühl.
„Der erste Bus holt einen morgens aus dem Schlaf, obwohl wir sogar in Schallschutzfenster investiert haben“, erzählt er. Tatsächlich. Wenn der Bus kommt, vibriert es im Haus und sogar ein einzelnes Auto, das vorbeifährt, ist trotz Fenster zu hören und zu spüren.
Kein vernünftiger Unterbau
„Die Blumendeller Straße ist ein Buckelpiste, die in den letzten drei Jahren, in denen wir hier leben, immer wieder notdürftig ausgebessert worden ist, ohne dass sich dadurch etwas verbessert hätte“, berichtet Skrobeck. Ein Blick auf die Fahrbahn, die vor seinem Haus nur wenige Meter breit ist, zeigt: Der Mann übertreibt nicht. Überall Schlaglöcher und Risse oder kleine Teerhaufen, die von notdürftigen und erfolglosen Ausbesserungsversuchen zeugen. „Die Straße hat einfach keinen vernünftigen Unterbau und ist deshalb für schwere Fahrzeuge nicht geeignet. Wenn man in die Schlaglöcher schaut, sieht man nur Kies, Wasser und Sand“, beschreibt der vom Straßenverkehr durchgerüttelte und beschallte Anwohner die Situation vor seiner Haustür.
Mit Sorge sehen die Skrobecks, dass der 129er nach dem Inkrafttreten des im Dezember vom Rat beschlossenen Nahverkehrsplans öfter durch die Blumendeller Straße fahren soll. Zurzeit fährt er werktags von 6 bis 20 und und samstags von 6 bis 16 Uhr, jeweils im Stundentakt. Frühestens zum nächsten Fahrplanwechsel im Herbst, vielleicht aber auch erst später, soll er werktags stündlich von 6 bis 23 Uhr und samstags von 6 bis 22 Uhr kommen. Skrobeck fürchtet jetzt nicht nur am frühen Morgen aus dem Schlaf gerissen zu werden, sondern am späten Abend auch nicht mehr in den Schlaf zu kommen.
Tausend Fahrzeuge täglich
„Das Problem sind nicht die täglich 5 oder 6 zusätzlichen Busse, sondern die gut 1000 Fahrzeuge, die täglich über die Blumendeller Straße fahren“, betont Verkehrsplaner Roland Jansen. Er sieht die 129er Haltestelle an der Blumendeller Straße als unverzichtbare Anbindung für die Anwohner im Bereich Blücherstraße, Klotzdelle und Blumendeller Straße und als Lückenschluss zwischen Eichbaum und Rhein-Ruhr-Zentrum.
Bei der Stadt räumt man den schlechten Zustand der Blumendeller Straße ein. Sogar ein Verkehrsschild weist Autofahrer auf die ungewollte Hügellandschaft hin. Bezirksbürgermeister Arnold Fessen hat das Thema in den letzten drei Jahren mehrfach mit Skrobeck besprochen und mit seinen Kollegen in der Bezirksvertretung 1 behandelt. „Die Blumdeller Straße steht in der Vormerkliste für notwendige Straßenbaumaßnahmen. Sie hat aber keine Priorität, weil sie eine Anliegerstraße ist. Die Kosten für die Erneuerung dieser Straße waren 2012 schon einmal mit 900.000 Euro kalkuliert worden. Das hätte damals aber fast unseren gesamt Straßenbauetat aufgefressen“, schildert Fessen die Ausgangslage.
„Das wird sicher teuer“
„Das wird sicher teuer“, macht sich Skrobeck keine Illusionen. Denn als einer der Anlieger wird auch er sich möglicherweise an den Baukosten beteiligen müssen. Wie hoch die Kosten für die notwendige Erneuerung der Blumendeller Straße ausfallen und in welchem Umfang ihre Anlieger an diesen Kosten beteiligt, werden, wird von der Verwaltung geprüft. Ergebnis offen. Aufgrund der parlamentarischen Beratungen und Bürgerbeteiligungen, die am Ende zu einem Planungs- und dann zu einem Baubeschluss führen müssen und angesichts der notwendigen Prioritätensetzung im Rahmen der begrenzen kommunalen Finanzen, geht man im Rathaus davon aus, dass die Erneuerung der Blumendeller Straße nicht vor 2016 in Angriff genommen werden kann.