Mülheim. Die Verkehrsgesellschaften stehen vor einer Mega-Investition für ein neues Schienen-System, da es ab 2026 für das Aktuelle keine Ersatzteile mehr gibt. Probleme gibt es dann auch in Duisburg: Solche Ausgaben kann die Stadt sich vielleicht nicht leisten, was sich auch auf Mülheim auswirken würde.
Sind die Kosten für den Nahverkehr eigentlich ein Fass ohne Boden? Gerade wurden die neuen Straßenbahnen bestellt und was demnächst bevorsteht, macht der Blick nach Duisburg deutlich. Dort ringen seit Wochen Politik, Nahverkehrsunternehmen und Bezirksregierung um die Einführung einer computergesteuerten Zugsicherungstechnik. 36 Millionen sollte die Nachbarstadt für diese gemeinsame Investition mit Düsseldorf auf der Linie U-79 aufbringen. Geld, das die hoch verschuldete Stadt nicht hat. Deshalb hat der Rat dort mehrheitlich einen Ausschreibestopp beschlossen.
Der Punkt „Erneuerung der Zugsicherungstechnik“ wurde in Essen und Mülheim von den Nahverkehrsbetrieben bisher noch nicht aufgerufen. Das wird voraussichtlich in vier Jahren geschehen, wie MVG-Sprecher Nils Hofmann auf Nachfrage erklärt. Und der Investitionsbedarf hat es in sich. Gerechnet ist das noch nicht konkret. Nach heutigen Preisen ist aber mit einer Größenordnung von 50 Millionen Euro für beide Städte zu rechnen. Das heißt, wenn die Gelder in ein paar Jahren fällig werden, wird die Summe noch höher sein. Wie sich die Summe auf die beiden Städte verteilt, kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Die neue Technik muss 2018 ausgeschrieben und bis 2026 beschafft und eingebaut werden. Die Neuanschaffung ist notwendig, weil es langfristig für die bestehende Technik keine Ersatzteile mehr geben wird. Die Umrüstung, so Hoffmann, sei nur mit einem mehrjährigen zeitlichen Vorlauf umsetzbar.
Investitionsbedarf für den Bereich Schiene
Im derzeit bekannten Investitionsbedarf für den Bereich Schiene ist diese Summe noch nicht enthalten. 68,2 Millionen Euro sind derzeit unabhängig von Fahrzeugen für Bauwerke, Betriebs- und Haustechnik vorgesehen. In dieser Summe enthalten ist laut Hoffmann auch eine Million Euro für die Zugsicherung, also eine vergleichsweise geringe Summe. Sie diene, so Hoffmann, ausschließlich der Pflege der Anlage.
Bei der Zugsicherungstechnik handelt es nicht um die Signale, sondern um eine automatische Steuerung der Bahnen im Tunnel. „Man muss sich das so vorstellen wie auf einem Leitstrahl bei Flugzeugen“, erklärt Helmut Schoofs, Sprecher der DVG. Der Fahrzeugführer muss regelmäßig einen Signal der Totmannschaltung betätigen. Ansonsten laufe alles automatisch. So war es schon, als die U-Bahn 1992 in Betrieb gegangen ist. „Die Technik ist alt, funktioniert aber noch“, sagt Schoofs. Es gehe lediglich um die Sicherung der Ersatzteilversorgung und auch nicht um Betriebsgenehmigungen oder ähnliches. Noch ein paar Jahre älter sind die Tunnel in Mülheim.
MVG und Evag erwarten Horrorszenario
MVG und Evag nutzen die Technik eines anderen Herstellers, in allen drei Städten handelt es sich aber um eine Relaistechnik. MVG und Evag hätten in einem großen Programm diese Relais noch einmal ertüchtigt, damit sie etwas länger halten. Deshalb ist hier der zeitliche Druck noch nicht so groß. Da die Technik europaweit ausgeschrieben, dann produziert und eingesetzt und getestet werden müsse, sei für Duisburg ein Zeitraum von zehn Jahren notwendig. Wenn nicht schnellstens der Ratsbeschluss von Anfang der Woche korrigiert werde, lasse sich das Horrorszenario auch gar nicht mehr abwenden. „Dann müssen die Straßenbahnen 2024 an der Haltestelle Froschenteich an der Stadtgrenze stehen bleiben und umdrehen“, ist sich Hoffmann sicher. Die Duisburger hoffen noch auf Gelder aus Berlin.