Mülheim. . Der Flughafen Düsseldorf plant bis zu 60 Starts und Landungen pro Stunde abzuwickeln, statt wie bislang maximal 45. Das Anliegen ist hoch umstritten, Bürger in Mülheim fürchten eine erhöhte Lärmbelastung. Nun wollen Vertreter des Flughafens mit den Bürgern reden und ihnen die Angst nehmen.
Es komme vor, so der Sprecher des Netzwerkes gegen Fluglärm, Waldemar Nowak, dass Bürger von auswärts ihn fragten, wo man denn in Mülheim möglichst ungestört vom Fluglärm leben könne. Sollten die Pläne des Flughafens Düsseldorf umgesetzt werden, fürchten das Netzwerk und die Schutzgemeinschaft gegen Fluglärm, dass es im Mülheimer Süden, aber auch in Dümpten, kaum noch ruhig zugehen dürfte. Der Flughafen will seine Kapazitäten von derzeit 45 auf 60 Starts und Landungen in der Stunde erweitern.
Das Anliegen ist hoch umstritten. Daher gehen die Manager des Flughafens in den nächsten Wochen auch vor Ort, um mit den Bürgern der umliegenden Städte zu reden und ihnen die Angst vor mehr Lärm zu nehmen. Am Mittwoch, 27. November, treffen sie um 19 Uhr in der Stadthalle auf die Mülheimer. Der Flughafen, so die Argumentation, will mehr Flexibilität im Alltag erreichen, auch um die Starts und Landungen gerade in den Morgen- und Abendstunden zu entzerren. Gerade die späten Landungen, teils bis 24 Uhr, empören die Bewohner.
Bis 400 Flugbewegungen täglich
Die Bürgerinitiativen haben sich positioniert: „Die Kapazitätsausweitung würde bedeuten, dass es in den sechs verkehrsreichen Sommermonaten 180.000 statt bisher 131.000 Verkehrsbewegungen geben könnte“, warnt Nowak und hat etwa für Mintard das Szenario von bis 400 Flugbewegungen täglich errechnet. Schon jetzt stöhnen die Bürger im Süden über täglich bis zu 260 Überflüge.
Für die Schutzgemeinschaften steht fest: Der Flughafen müsste bei noch mehr Flugbewegungen verstärkt die Nordbahn benutzen und rücke damit automatisch näher an Mülheim und Essen heran. Mehr Flüge, so Nowak, erhöhten zudem die Gefahr der Verspätungen. Er rechnet nicht damit, dass die Bürger mehr Nachtruhe bekommen. „70 Prozent der Fluglinien haben ihren Wartungsstand in Düsseldorf angemeldet, diese sorgen für 98 Prozent der Verspätungen.“ Heißt: Linien mit Heimatort Düsseldorf dürfen jenseits von 22 oder 23 Uhr landen.
Flughafen braucht Freiräume
Der Flughafen verweist darauf, dass er als Wirtschaftsstandort mit Tausenden von Arbeitsplätzen einem hohen Konkurrenzdruck ausgeliefert sei und Freiräume brauche, den Lärmschutz will man dabei ausweiten. Doch auch dem stehen die Schutzgemeinschaften skeptisch gegenüber: Die Flugbewegungen seien rückläufig, Kapazitäten gar nicht ausgenutzt.
Die Lärmschutzkommission, in der Mülheim vertreten ist, hat einen Antrag auf Ablehnung der Expansion verschoben. Es hieß: Eine Flexibilisierung und Steigerung der Flugbewegungen dürfe nur erfolgen, wenn keine zusätzlichen Lärmbelastungen entstünden. Die Kommission fordert eine drastische Erhöhung der Verspätungszuschläge für Fluglinien.
Bürger nicht mehr belasten
Mehrere Anliegerstädte haben sich bereits schriftlich zu der Flughafen-Plänen geäußert. Die Stadt Essen etwa fordert „gutachterliche Aussagen zu den Auswirkungen der zusätzlichen Flugbewegungen hinsichtlich der Luft- und Lärmbelastungen im Essener Stadtgebiet“. Andere Kommunen wie Meerbusch und Kaarst lehnen die Pläne glatt ab. Das Mülheimer Netzwerk vermisst bisher eine Stellungnahme der Stadt Mülheim und fordert diese auf, sich endlich zu positionieren. Umweltamtsleiter Jürgen Zentgraf erklärt: „Es kann nicht in unserem Interesse sein, dass Bürger noch mehr belastet werden.“
Am Ende des Tages werden jedoch nicht die Anliegerstädte über 45 oder 60 Flugbewegungen in der Stunde entscheiden, sondern das Düsseldorfer Verkehrsministerium. „Uns“, sagt Nowak, „bliebe im Ernstfall der Rechtsweg.“