Mülheim. .
Angesichts von bald 5000 Hubschrauberflügen jährlich, die am Flugplatz Essen/Mülheim starten und landen, wächst der Druck auf die Bezirksregierung und die Politik etwas dagegen zu tun. Beschwerden wie diese gehen seit Wochen bei der Bezirksregierung und den Bürgerinitiativen gegen Fluglärm in Mülheim und Essen ein: „Es ist nicht mehr zu ertragen.“ Oder: „Hubschrauberlärm zerrt an unseren Nerven, die Vibrationen gehen durch den ganzen Körper.“ Neue Flugrouten sollen nun den Lärm für Anwohner minimieren.
Das Flugunternehmen Aveo Air Service bietet mit Hubschraubern Rund- aber auch Schulungsflüge an und schlägt diese Kurskorrektur nun der Flughafen GmbH vor, die diese Routen jetzt der Bezirksregierung vorlegt und auf Genehmigung hofft. „An- und Abflüge sollen zukünftig über nördliche und südliche Anflugpunkte unter Vermeidung bewohnter Gebiete geschehen“, erklärt Gabriele Oesterwind, Vorsitzende Lärmschutzkommission. So soll eine Route zwischen Wasserturm Heißen und Luftschiffhalle führen, eine andere über die Anschlussstelle A52 in Kettwig und eine über Höfer Hof in Menden. Bisher, so ein Vorwurf der Initiativen, seien Hubschrauber „geflogen, wie sie wollten“.
25.000 Protestschreiben verschickt
Aveo-Direktor Dietmar Rieß verneint dies und spricht angesichts der neuen Routen gegenüber der WAZ von bis zu 90 Prozent Entlastung für manche Anwohner. In der Politik misstraut man dem Kurswechsel: „Für mich bedeutet das eine Verteilung statt Minderung des Lärms“, sagt der Vorsitzende des Umweltausschusses Hubert Niehof (Grüne). Hinzu kommt, dass Anwohner immer wieder davon berichten, dass Hubschrauber Mindesthöhen nicht einhielten, was Rieß deutlich von sich weist.
Nach Angaben des Netzwerkes gegen Fluglärm, das mit der Schutzgemeinschaft Fluglärm 25.000 Protestschreiben an Anwohner verteilt hat, haben zwei Anwohner beim Verwaltungsgericht Düsseldorf auch Klage eingereicht. „Die Bezirksregierung soll verpflichtet werden, dass sie im Rahmen der Betriebsgenehmigung für den Flugplatz auch Beschränkungen für Hubschrauber vornimmt“, so Waldemar Nowak, Sprecher des Netzwerkes. „Wir haben viele Hinweise aus der Bevölkerung, dass Hubschrauber-Flüge auch zu Ruhezeiten stattfinden.“ Ein emeritierter Professor etwa schreibt an die Bezirksregierung: „Sonntags von 8 bis abends 20 Uhr flogen Hubschrauber in steter Abfolge.“
Doch der Gesetzgeber hat bislang Lärmschutzregeln für Hubschrauber nicht erlassen. Nowak verweist auf das Bundesgesetz aus dem Jahr 1999: „Damals gab es auch noch nicht diese Spaßkultur mit Rundflügen für 29,90 Euro.“