Mülheim. .
Die Schuldnerquoten in Mülheim sind in den vergangenen sechs Jahren gesunken, berichtet das Wirtschaftsforschungsunternehmen Creditreform in seinem jährlich erscheinenden Schuldneratlas: von 12,4 Prozent in 2007 auf jetzt 10,61 Prozent (Durchschnitt bundesweit: 9,81 Prozent).
Das ist eine gute Nachricht – wenn man sich nicht allzu deutlich vergegenwärtigt, dass mehr als zehn Prozent der Mülheimer Bevölkerung immer noch bedeutet: über 16.000 Menschen. Menschen, die offiziell, also aktenkundig, verschuldet sind.
Sinkende Schuldnerzahlen
Der Awo-Geschäftsführer Lothar Fink bestätigt die Tendenz der sinkenden Schuldnerzahlen. Das sei auch der zurückgehenden Arbeitslosigkeit zu verdanken. „Aber auch in Mülheim ist der Bundestrend erkennbar, dass zunehmend die jüngere Generation, die 20- bis 30-Jährigen, zu Schuldnern werden“, so Fink. 2012 sei noch jeder Zehnte aus dieser Altersgruppe verschuldet gewesen; bis zum Oktober 2013 zeigten die Daten, dass die Zahl auf 20 Prozent gestiegen sei. „Das hat mich sehr erschreckt“, so der Awo-Geschäftsführer.
Mehr als 2000 Schuldner- und Insolvenz-Beratungsgespräche hätten die fünf Mitarbeiter, unterstützt durch drei Ehrenamtliche, bereits in diesem Jahr geführt, darunter waren 700 neue Fälle. „Wir versuchen immer wieder, gefährdete Menschen über Präventionsprojekte zu erreichen, aber erfahrungsgemäß kommen die Leute erst, wenn Druck entsteht“, so Fink. Die jungen Menschen könnten oft die Handyrechnungen nicht begleichen, schlössen Ratenkredite über ihr Handy ab und verlören den Überblick.
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1200 SMS waren einfach zu viel
Das bestätigt auch Christiane Lersch von der Verbraucherzentrale Mülheim, bei der Geld- und Kreditberatung durchgeführt wird. Sie berichtet von einer jungen Frau, die die Kosten für 1200 gesendete SMS in einem Monat nicht zahlen konnte, da sie nur eine Flatrate für 100 Kurznachrichten hatte. Die letztlich mit den zusätzlichen hohen Gebühren des Inkassounternehmens noch viel mehr zahlen musste, als sie eigentlich an Schulden verursacht habe.
Man könne immer leichter und mehr über das Smartphone einkaufen, ohne dass die Kosten deutlich erkennbar würden. Auch sei ein Problem, dass viele regelmäßig das neueste und teuerste Handy-Modell haben möchten, ohne die Dauer der monatlichen Ratenzahlungen zu berücksichtigen. „Weil man heute immer weniger Bargeld nutzt, ist es leichter, in eine Verschuldung zu kommen“, so die Verbraucherberaterin. Man verliere schnell den Überblick, wenn man zwei oder drei Ratenverträge eingehe. Wenn dann kein geregeltes Einkommen vorhanden sei, sei die Verschuldung programmiert.