Mülheim. . 2475 alten Menschen reicht die Rente nicht zum Leben. Das sind 12,5 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Aber es gibt noch eine Dunkelziffer. Warum beantragen Senioren keine Unterstützung, obwohl sie ihnen zusteht? Dies möchte der Seniorenbeirat klären.

Altersarmut - ein Problem auch in Mülheim oder doch eher nicht? Wenn man allein auf die Zahlen schaut, könnte man Entwarnung geben. Während bundesweit allein im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der hilfsbedürftigen Senioren um 6,6 Prozent zugenommen hat, ist die Quote vor Ort deutlich höher. Zum Stichtag 1. Oktober haben 2475 Personen in Mülheim die sogenannte „Grundsicherung im Alter“ bezogen.

Die statistischen Daten sagen aber noch nicht alles. Deswegen tut sich Helmut Storm mit der Frage nach der Altersarmut vor Ort schwer. Als Vorsitzender des Seniorenbeirates hat er sich schon mit dem Thema auseinandergesetzt und auch in dem Gremium wurde schon darüber diskutiert. Erst vor kurzem sogar. Anlass dafür waren die Pfandflaschen-Sammler, von denen man immer mehr in der Öffentlichkeit sieht. Ein Schicksal, so die bange Frage, das auch immer mehr Senioren droht, wenn sie ihre knappen Einkünfte aufbessern wollen? Man sei zwar in der sich anschließenden Debatte zu dem Ergebnis gekommen, dass diese Situation noch lange nicht eingetreten sei, aber das Thema an sich ist geblieben, so Storm. Es habe sich auch schon innerhalb des Beirates eine Gruppe gebildet, die sich der Frage intensiver widmen wollen.

Es gibt eine Dunkelziffer in unbekannter Höhe

Aber von welchem Punkt geht man den Problem-Komplex an? Eine Möglichkeit sind auch hier die statistischen Daten. „Aber was ist mit den Menschen, die nicht erfasst sind“, fragt Storm. „Hier gibt es eine Dunkelziffer. Und niemand weiß, wie groß sie ist. “ Und er fügt noch hinzu: „Ist sie erschreckend hoch oder doch eher niedrig? Wir wissen es nicht.“ Schließlich sei auch nicht geklärt, warum jemand keine Ansprüche auf Hilfe anmelde, obwohl ihm die Unterstützung zustünde. „Ist es wirklich die viel beschworene Scham, zum Amt zu gehen oder einfach nur Unwissenheit?“

Eine Antwort des Seniorenbeirates auf diese Fragen bestand in der Vergangenheit immer darin, Sprechstunden in den Seniorentagesstätten anzubieten. Dort hätte man sich informieren können. Freilich die Bilanz ist negativ: „Die Resonanz lag so gut wie bei Null“, so Storm. Vielleicht sei dies auch der falsche Ort gewesen, um die gesuchte Klientel anzusprechen. „In den Tagesstätten sind ja tendenziell eher die Leute, die Kontakt von sich aus suchen und auch interessiert sind.“ Materielle Armut gehe eben sehr oft mit sozialer Armut einher. „Die Aufgabe, die Menschen, die vereinsamt sind, so anzusprechen, dass sie auch bereit sind, die Hilfe anzunehmen, ist nicht so einfach zu lösen.“ Man wird sich ihr in Zukunft immer öfter stellen müssen.