Mülheim.

Steigende Preise für Strom und Gas merken auch die Schuldnerberater der Awo bei der Arbeit, wie Adelheid Zwilling, Geschäftsführerin des Mülheimer Kreisverbandes, bestätigte: „Viele Schuldner können ihre Primärverpflichtungen nicht erfüllen.“ Primärverpflichtungen, das sind diese Dinge, die man unbedingt zum Leben braucht, und die eben nicht kostenlos zu haben sind: Miete, Heizung, Strom.

Es wurden schon immer Menschen in der Awo-Schuldnerberatung betreut, die zuvorderst ihren Kredit bedient hatten, den Ratenkauf oder die Handyverträge, und erst dann an ihre Stromrechnung dachten. „Wir raten dann immer, eher an den Kreditraten etwas zu verändern, dafür aber die Energiekosten zu bezahlen“, so Zwilling. „Denn an einem bestimmten Punkt sind die Energiekonzerne nicht mehr verhandlungsbereit.“,

Wo es ohnehin schon knapp ist, gibt es keine Rücklagen

Höhere Stromkosten – für viele Schuldner beginnt hier ein Teufelskreis, weiß die Awo-Geschäftsführerin aus Erfahrung. Möglicherweise waren Stromkosten in Höhe von 80 € einkalkuliert, nennt sie ein Beispiel. Verbraucht wurden aber mehr. Dann steigt der Abschlag womöglich auf 120 € und eine Nachzahlung kommt noch dazu: „Das schaffen viele Schuldner dann einfach nicht mehr.“ Wo es ohnehin schon knapp ist, gibt es keine Rücklagen – und dann wird nicht gezahlt. Und in letzter Konsequenz der Strom gesperrt.

Bevor es so weit kommt, rät Adelheid Zwilling, sich Hilfe zu holen. Bei der Awo oder auch bei der Verbraucherberatungsstelle. Dort bekommt man Tipps, wie man besser mit seinem Budget auskommt, oder wo und wie sich im Alltag vielleicht Strom sparen lässt, Stichwort: Energie-Check.

Unkenntnis treibt Energiekosten in die Höhe

„Oft sind die Raten bei den Krediten zu hoch, da lässt sich eventuell etwas ändern“, so Adelheid Zwilling. Möglicherweise könne man die Zahlung auch für einen Zeitraum aussetzen, bis man finanziell wieder mehr Luft hat. Oft treibt auch Unkenntnis die Energiekosten hoch: Das tägliche heiße Wannenbad kostet möglicherweise „irre viel Strom“, warnt Adelheid Zwilling.

Die Verbraucherzentrale NRW hat eine steigende Zahl von Energieschuldnern ausgemacht und spricht schon von Energiearmut. Die Verbraucherberatungsstellen geben auch Tipps rund ums Energiesparen. Grundsätzlich empfehlen die Verbraucherschützer, sich frühzeitig Hilfe zu suchen. Awo-Geschäftsführerin Adelheid Zwilling mahnt: „Den Kopf in den Sand zu stecken ist die falsche Lösung.“