Mülheim.

Der überarbeitete Entwurf des Nahverkehrsplans, der Mülheims ÖPNV-Angebot mit Bussen und Bahnen auf die Taktung ­genau definiert, ist zwar noch nicht Schwarz auf Weiß öffentlich gemacht, doch Verkehrsdezernent ­Peter Vermeulen und sein Verkehrsplaner Roland Jansen verrieten am Montag schon, welche Änderungen vorgesehen sind. Ein Überblick.

639.000 km weniger Bahnverkehr

Den wesentlichen Beitrag zum Sparziel von 2 Mio. Euro im Angebot soll die Straßenbahn leisten. Die Stadt hat mit Unterstützung des Gutachterbüros „StadtVerkehr“ aus Hilden weiter den Rotstift über dem derzeitigen Angebot kreisen lassen. Komplett aufgegeben werden sollen die Streckenabschnitte Hauptfriedhof-Flughafen (Linie 104), Friesenstraße-Thyssen-Brücke (110), Wertgasse-Oppspring (110) sowie Waldschlösschen-Uhlenhorst (102). Alle Linien sollen ab 2017, wenn die 15 neu bestellten, größeren Bahnen in den Fahrbetrieb integriert sind, nur noch im 15-Minuten-Takt fahren, also auch die 112. Insgesamt würde die Stadt mit diesem Konzept 639.000 Straßenbahn-Kilometer pro Jahr einsparen.

Bus-Varianten für die Linie 110

Als Eins-zu-Eins-Ersatz für die Straßenbahnlinie 110 und den Flughafen-Ast der 104 soll nun doch ein Bus verkehren (Linie 130). Er soll vom Flughafen aus zum Oppspring und von dort über den 110er-Weg am Bismarckturm vorbei in die ­Innenstadt (auch zum Hauptbahnhof) rollen. Von dort soll der Bus weiter nach Styrum fahren (unter Einbeziehung der Moritzstraße). Laut Verkehrsdezernent Peter Vermeulen könne aber auch eine andere Lösung zum Tragen kommen, um parallelen Busverkehr zur Straßenbahn zwischen Hauptfriedhof und Thyssen-Brücke zu vermeiden. Denkbar wären die Verlängerung einer Essener Buslinie bis zum Hauptfriedhof, um dort den Anschluss an die Straßenbahnen zu schaffen. Für den Styrumer Westen seien Lösungen in Verbindung mit den Linien 122 und 129 denkbar. Nachteil einer solchen Lösung, so Vermeulen: ÖPNV-Nutzern aus Styrum, Raadt und Teilen Holthausens wäre eine Direktverbindung zur ­Innenstadt genommen.

Erhalt der Linie 151

Eine Kehrtwende hat die Stadt bei der Linie 151 vollzogen. Der Ast zwischen Hauptbahnhof und Kettwig soll nach dem massiven Bürgerprotest nun doch erhalten bleiben. Allerdings soll der nördliche Linienast (nach Winkhausen, Gustav-Heinemann-Schule) wie geplant abgetrennt und der fahrgaststarken Saarn-Selbecker Linie 131 zugeschlagen werden. Die Linie 151 soll an den Hafen-Shuttle 135 angebunden werden.

Keine Lösung für Mintard, Selbeck und Broich

Der überarbeitete Entwurf des Nahverkehrsplans beinhaltet kaum eine bis gar keine Reaktion auf die Kritik und die Anregungen aus den Stadtteilen Selbeck, Mintard und Broich.

Die Ideen der Broicher Interessengemeinschaft (BIG), eine bessere Anbindung für einige Bereiche im Stadtteil herzustellen, finden sich nur in einem Punkt wieder. Im Falle der Kappung der Straßenbahnlinie 102 am Waldschlösschen soll ein Taxi-Bus nicht nur die Anbindung zum Uhlenhorst weiter sicherstellen, sondern – nach Anmeldung – auch das Wohnstift Uhlenhorst anfahren.

Für Mintard ist weiter vorgesehen, die direkte Busverbindung zur Innenstadt aufzugeben. Stattdessen wird ein Umstieg in Saarn nötig. Die Mintarder Buslinie soll über Saarn, Broich-Süd und Speldorf hinaus zum Hafen fahren. Auch der Selbecker Bürgerverein hat für seine Kritik an der geplanten Einstellung der Linie 752 noch keinen Punktsieg einfahren können. Sie ist weiter vorgesehen. Laut Dezernent Vermeulen hat aber die Rheinbahn Interesse signalisiert, die 752 weiter rollen zu lassen. In Rede stehe, sie ab Breitscheid an die Linie 131 anzudocken – dann als Gelenkbus.

Insgesamt sieht der Nahverkehrsplan vor, künftig 390.000 Buskilometer mehr pro Jahr anzubieten. Eine weitere Qualitätsverbesserung, so Vermeulen, werde es durch mehr Barrierefreiheit und die neuen Straßenbahnen geben. Sie sollen für mehr Zuverlässigkeit, Sauberkeit und Sicherheit stehen.