Mülheim/Ruhr. . Der Umstieg ins digitale Zeitalter macht auch vor öffentlichen Verkehrsmitteln nicht halt. Was das bedeutet, konnten sich jetzt Straßenbahn-Fans in der Aufstellhalle der Mülheimer Verkehrsgesellschaft anschauen. Eine neue Generation von Straßenbahnen wurde den Mülheimern vorgestellt – 2015 soll sie auf die Schiene gehen.
In der großen Halle des MVG-Betriebshofes steht das neue „Mutterschiff“. Der Vorbote der fünf neuen Straßenbahnen, die die Mülheimer ab Anfang 2015 durch die Straßen fahren. Auf den ersten Blick sieht sie für Laien wie jede andere Straßenbahn aus. Die Unterschiede machen sich aber schnell bemerkbar. „In den neuen Straßenbahnen ist richtig viel Technik drin. Sie steuern sich wie ein Düsenjet“, sagt Via-Sprecher Nils Hoffmann.
Der Umstieg ins digitale Zeitalter macht vor öffentlichen Verkehrsmitteln nicht Halt. In der Fahrerkabine sind drei Bildschirme, die per Berührung bedient werden, Doppelbildschirme im Fahrgastbereich zeigen zeitgleich die nächste Haltestelle sowie Fahrgastinformationen an. Rolf Mühlenfeld ist von der Reduzierung auf drei Bildschirme im Fahrerbereich angetan, „dadurch sind die Bahnen weniger störungsanfällig und somit verlässlicher“, hofft das Aufsichtsratsmitglied.
„Die neuen Modelle haben 70 Prozent Niederflurigkeit“
„Die kommenden Bahnen sind auf dem neuesten Stand der Technik. Unser Fuhrpark ist bis zu 37 Jahre alt, deswegen möchten wir ihn Stück für Stück austauschen“, sagt Betriebsleiter Klaus-Peter Wandelenus. Momentan gebe es nur einen Prototyp, der zu Testzwecken bald durch Mülheim fährt. Die Probefahrten sollen Erkenntnisse bringen, an welchen Attributen noch gefeilt werden sollte, bevor die Bahnen in den Bombardier-Werken in die Produktion gehen.
Zusätzlich stehen Sicherheit und vor allem Komfort für ältere Fahrgäste ganz oben auf der Liste. „Die neuen Modelle haben 70 Prozent Niederflurigkeit“, so Hoffmann. Klappen für Rollstuhlfahrer oder Rollatoren können in kürzester Zeit ausgeklappt werden.
Nostalgiker könnten wehmütig werden
Zudem sind Gegensprechanlagen in der Bahn installiert, mit denen im Notfall der direkte Kontakt zum Fahrer und der Leitstelle gesucht werden kann. Zehn Kameras im Fahrzeug können beim Aufklären von Problemen zu Rate gezogen werden, deren Bild „gestochen scharf und in Farbe“ ist. Den Fahrgästen soll Sicherheit während der Fahrt vermittelt werden.
178 Fahrgäste finden maximal Platz
Das neue Modell wird 1,50 Meter länger sein als das alte und somit 30 Meter messen. 64 feste und sechs Klappsitze gibt es, die Stehplätze wurden auf 108 kalkuliert. Somit können 178 Kunden befördert werden.
Die ersten Linien, auf denen die Bahn eingesetzt werden soll, sind die 102 und 104.
Nostalgiker könnten wehmütig werden wegen des Generationenwechsels, denn das Flair wird wohl verloren gehen. Der Fahrkomfort wird laut Sprecher Nils Hoffmann ein anderer: „Die momentanen Geräte sind Straßenbahnen – die neuen werden echte Reisezüge sein.“