Duisburg. .

Scharfsichtig und stumm sind die gepanzerten Vierfüssler, die Sandra Langer und Lisa Wiegmann heute in der Praxis des Duisburger Zoos behandeln. Die leitende Tierärztin und ihre Assistenzveterinärin entwurmen die Schildkröten. Mit einer kleinen Spritze träufeln sie ihnen Tropfen ins Maul.

Danach geht’s raus zum Gehege der Flachland-Tapire. Tapir-Dame Mia muss abgehört werden. Was keine schwierige Aufgabe ist, denn die südamerikanischen Waldbewohner kuscheln gerne. Die zwei Tierärztinnen (die eine hat über Narkosen bei Fossas promoviert, die andere schreibt noch an ihrer Doktorarbeit über Krankheiten bei Rentieren) gehören zu einer gar nicht seltenen Spezies im Zoo: Sie zählen zu den 16 von 95 Mitarbeitern, die aus Mülheim kommen.

Chef der Tierpfleger und Gärtner

Ganz nah an der Stadtgrenze liegen die Tiergehege, so dass die Lamas fast nach Speldorf spucken können. Das wirkt sich auch auf die Besucherstatistik des Zoos aus. „20 Prozent unserer Besucher kommen aus Duisburg, aber auch zehn Prozent aus Mülheim und der ganze Rest aus dem weiten Umland, inklusive Holland“, berichtet Zooleiter Achim Winkler.

Als Kind zog es auch Jan Swatek immer wieder in den Tiergarten. Er wohnte damals in Speldorf – strategisch günstig also. Später studierte er Biologie und jobbte als Kindergeburtstagsführer im Zoo. Seit 2006 kurvt er einmal am Tag mit dem kleinen Elektro-Mobil von den Giraffen zu den Koalas und den Flamingos zu den Tigern. Er ist jetzt Zoologischer Inspektor – sprich Chef der Tierpfleger und Gärtner.

Seehunde und Pinguine

„Leider bin ich nicht ganz so nah dran an den Tieren wie unsere Pfleger“, sagt der gebürtige Mülheimer, der eine ganz besondere Beziehung zum Faultier Mats hat. Das Interesse an Tieren liegt wohl in der Familie. „Seit mein Vater Rentner ist, kommt er fast täglich rum und beobachtet die Affen“, verrät Jan Swatek. Die Rentiere haben es dagegen Martin Albertz angetan, einem Mölmschen, der auch schon lange als Tierpfleger im Zoo unterwegs ist.

In einem kleinen Extrabassin hinter dem großen Seelöwen-Becken füttert Karen Schwarze gerade Evi, die erblindete Seelöwin mit Heringen. Ihre Ausbildung hat die Tierpflegerin zwar im Münsteraner Zoo gemacht, dann aber kam sie nach Duisburg – und wohnt seither in Mülheim. Neben den Seelöwen betreut die junge Frau auch Seehunde und Pinguine, manchmal auch Luchse und Wölfe.

Ein Zoo für Mülheimer und Duisburger 

„Die Tiere suchen sich ihren Pfleger aus und nicht die Pfleger ihre Tiere“, stellt sie klar. „Der Mensch muss dem Tier, das er betreut, sympathisch sein, ansonsten klappt es nicht.“ Vielleicht hat das auch die derzeit prominenteste Mülheimerin, Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, zu spüren bekommen, als sie 2012 für einen Tag als Tierpflegerin im Zoo mitwirkte, den Elefantenstall ausmistete und den Koala-Bären Thalera mit Eukalyptus-Blättern fütterte. Der kleine Kerl ist übrigens schon seit einiger Zeit ihr Patenkind, es gibt noch 260 weitere Tierpaten. Fast 30 davon wohnen in Mülheim.

Waz-Leser besuchen den Zoo

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Wie die Mülheimer den Tiergarten sehen, fasst der Zoologische Inspektor - Jan Swatek - kurz und knapp so zusammen: „Für die Mülheimer ist das hier genauso ihr Zoo wie für die Duisburger.“

Mülheimer mischen überall mit im Zoo

Was hat der Duisburger Zoo mit Mülheim zu tun? „Er liegt an der Mülheimer Straße“, sagt Zoodirektor Achim Winkler schmunzelnd. Aber das ist nur eine Randnotiz. Ebenso wie die Tatsache, dass nur ein schmaler Waldstreifen - nämlich die Monning - den Park der Tiere vom Stadtteil Speldorf trennt.

Viel wichtiger: Mülheimer mischen überall mit im Zoo. Etwa ein Sechstel der Mitarbeiter stammt aus der sympathischen Stadt an der Ruhr, es gibt an die 30 Privatpersonen und Firmen, die eine Tierpatenschaft übernommen haben. Und rund 1600 mölmsche Tierfreunde sind Mitglied im Förderverein des Zoos.

Golf-Charity-Turnier für den Zoo

Der Tiergarten arbeitet laut Achim Winkler darüber hinaus mit vielen Mülheimer Firmen zusammen - zum Beispiel mit dem Pferdesporthaus Loesdau, dem Mülheimer Handel (Rohre, Leitungen, Waschbecken, etc.), dem Hage-Baumarkt oder Steimann & Söhne (Heizöl). Lebensmittelhändler wie Edeka Paschmann spendeten abgelaufene, aber noch gute Produkte, die nicht an die Tafel gehen, an den Zoo. „Wir haben Futterbusse, die die Supermärkte anfahren.“

Der Golfclub Mülheim startet gemeinsam mit dem zoologischen Park regelmäßig ein Charity-Turnier - die Einnahmen fließen in Tierschutzprojekte. Winkler fällt aber noch ein weiter Bezug ein: „Der neue Film von Helge Schneider heißt ja ,Im Wendekreis der Eidechse’ und handelt von einem menschlichen Reptil. Vermutlich hat er sich hier bei uns inspirieren lassen.“