Mülheim-Styrum.

Das Styrumer Bildungsnetzwerk hat erstmalig in den Herbstferien und gemeinsam mit den Ev. und Kath. Grundschulen eine Erzählwerkstatt für Erst- und Zweitklässler organisiert, um sprachliche und soziale Kompetenzen zu stärken.

Mit Mitteln des Europäischen Integrationsfonds (EIF) konnten die Schauspielerin Christiane Knecht und die Studentin Lena Hölterhoff engagiert werden, um mit 17 Kindern die vormittägliche Erzählwerkstatt durchzuführen. Die Volkshochschule war an der Konzept-Entwicklung beteiligt, hat bei der zeitgleich in Eppinghofen stattfindenden Erzählwerkstatt zudem die Finanzierung übernommen.

Dr. Michael Maas vom Bildungsnetzwerk Styrum, Doris Zalkau, kommissarische Leiterin der ev. Grundschule an der Zastrowstraße und Schauspiellehrerin Christiane Knecht beantworten nach der Abschlussaufführung Fragen von WAZ-Mitarbeiterin ­Cäcilia Tiemann.

Was bedeutet es, eine Erzählwerkstatt durchzuführen?

Christiane Knecht: Das Konzept ist nicht auf eine Abschluss-Vorführung angelegt. Das haben wir vor allem gemacht, damit die Kinder zeigen können, was sie gelernt haben. Wichtiger ist, dass die Kinder in der Woche viel sprechen, an Selbstbewusstsein gewinnen. Beim Kasperle-Theater schlüpfen sie sofort in eine andere Rolle, kommen ins Sprechen. Ich korrigiere nicht, wiederhole aber manche Sätze richtig. Wenn einem mal ein Wort fehlt, fällt es dem nächsten ein. Auch interaktive Ballspiele sind wichtig. Ein Kind muss ein Wort sagen, das andere damit einen Satz bilden.

Doris Zalkau: Auch wenn es die erste von hoffentlich vielen Werkstätten dieser Art war, merke ich als Lehrerin den Unterschied, wenn die Kinder in den Ferien nur ihre Muttersprache gesprochen haben. Gerade an der ev. Grundschule, wo der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund bei rund 50% liegt, macht sich das bemerkbar. Natürlich ist an unserer Schule jeder Unterricht auch Sprachunterricht, aber im Schulalltag bleibt für die spielerische Vertiefung manchmal zu wenig Zeit. Theaterspielen ist für Kinder ein positives Erlebnis, die Kinder öffnen sich nach dieser Erfahrung und werden freier. Das spüren wir als Lehrer.

Knecht: Beim gemeinsamen Frühstück haben wir uns mit den Kindern auf einer Ebene unterhalten, das tat ihnen gut.

Viele Eltern und Geschwister sind zur Aufführung gekommen. ­Haben Sie damit gerechnet?

Zalkau: Die Elternschaft ist bei uns sehr engagiert. Wir haben während der Elterncafés die Erzählwerkstatt beworben und dabei erfahren, dass zur türkischen Schulzeit Theaterspielen dazu gehört. Durch verschiedene Projekte, wie die Rucksackgruppen, die vom Kindergarten in die Grundschulzeit fortgeführt wurden, oder Deutschkurse, werden die Kinder hier gefördert. Die Eltern schätzen das.

Eltern kommen zur Aufführung 

Eine Theateraufführung mit 17 bunt geschminkten Erst- und Zweitklässlern der Katholischen Grundschule Styrum und der Evangelischen Grundschule an der Zastrowstraße ist der krönende Abschluss der einwöchigen Grundschul-Erzählwerkstatt.

Das theaterpädagogische Ferienprojekt zur Stärkung der Sozial- und Sprachkompetenzen, gefördert mit Mitteln des EIF und geleitet von der Schauspielerin Christiane Knecht, stieß auf ungeahnte Resonanz im Viertel. „Eigentlich hatten wir an zehn bis zwölf Teilnehmer gedacht, dann meldeten sich 17 Kinder an“, so die Schauspiellehrerin zufrieden.

Jeden Tag wurde nach einer Frühstücksrunde Kasperletheater gespielt oder es wurden kurze Stücke eingeübt, bei denen immer das freie Reden im Vordergrund stand.

Das sei für Kinder, vor allem wenn sie einen Migrationshintergrund besitzen, besonders wichtig, so Doris Zalkau, kommissarische Leiterin der ev. Grundschule.

Zur Aufführung des Kinderstückes mit bunt bemalten Jungschauspielern, die Leoparden, Pferden, Eulen, Löwen, Affen, Fledermäusen und Schlangen spielen, kommen die meisten Eltern mit den kleinen Geschwisterkindern. Stolz wird der Nachwuchs mit Smartphones gefilmt und fotografiert.

„Die Abschlussaufführung zum Ende der Projektwoche bedeutet für die Grundschüler eine Stärkung ihres Selbstbewusstseins und ist für sie eine tolle Bestätigung“, so die Pädagogin Doris Zalkau.