Mülheim.
Das Land NRW hat in diesem Jahr die „flexiblen Mittel“ für Vertretungskräfte an den Schulen halbiert, die z.B. bei längerer Krankheit oder Mutterschutz einspringen. Spürt man die Kürzungen schon? Fragen an Anette Grunwald, Leiterin der Gemeinschaftsgrundschule an der Heinrichstraße:
Das Schuljahr 2012/13 geht bald zu Ende. Ist bei Ihnen viel Unterricht ausgefallen?
Anette Grunwald: Nein, weil wir in diesem Schuljahr mit ausreichenden Mitteln gestartet sind und es Vertretungseinstellungen im erforderlichen Umfang gab. Speziell an unserer Schule haben wir vier Vertretungskräfte, aus unterschiedlichen Gründen, die befristet eingestellt sind. Das entspricht ca. 50 Unterrichtsstunden pro Woche, die auf diese Weise gesichert waren. An den anderen Mülheimer Grundschulen dürfte es, bis auf wenige Ausnahmen, genau so sein.
Im Moment läuft also alles nach Plan?
Ja. Hier ist es prima geregelt, die Zusammenarbeit mit dem Schulamt funktioniert sehr gut. Es werden für jede einzelne Grundschule passgenaue Verträge für Vertretungskräfte abgeschlossen, so dass der Unterrichtsausfall nur sehr gering ist.
Machen Ihnen die Kürzungen der „flexiblen Mittel“ durch die Landesregierung Sorge?
Sicher. Die Mittel wurden halbiert. Wenn man das proportional auf unsere Schule überträgt, könnten wir statt 50 nur noch 25 Stunden vertreten. Damit würde umgerechnet fast eine volle Lehrerstelle fehlen. Der Personalrat der Grundschullehrer/innen, dessen stellvertretende Vorsitzende ich bin, hat am Montag auf seiner Personalversammlung eine Resolution beschlossen. Wir fordern, dass die Kürzungen zurückgenommen werden.
Lehrer fordern: Kürzungen zurücknehmen
Die Personalversammlung der Mülheimer Grundschullehrer(innen), zu der am Montag mehr als 100 Personen zusammen kamen, hat auf die Einsparungen der NRW-Landesregierung beim Vertretungsunterricht reagiert. In einer Resolution wird die Regierung aufgefordert, „die Kürzung der flexiblen Mittel zurückzunehmen“ und auf weitere Belastungen zu verzichten, durch die sich die Lehrerarbeitszeit erhöht. Die Gesundheit von Lehrern und Lehrerinnen müsse erhalten bleiben.
Aus Sicht der Personalversammlung arbeiten viele „regelmäßig an Grenzen der physischen und psychischen Belastbarkeit“. Um dies zu ändern müsse z.B. die Pflichtstundenzahl auf 22,5 gesenkt und die Klassengröße auf 22 Kinder begrenzt werden. Andrea Schindler, Vorsitzende des Lehrerpersonalrates Grundschulen beim Schulamt, weist darauf hin, dass im laufenden Schuljahr 11 % aller Unterrichtsstunden an Mülheimer Grundschulen durch Vertretungskräfte abgedeckt wurden. „Man sieht, dass es uns jetzt schon an Ressourcen fehlt.“