Mülheim. .

23 Siebtklässler der Gesamtschule Oberhausen-Osterfeld ziehen sich ihre Gummistiefel an vor dem großen Aquarium im Haus Ruhrnatur. Gleich geht es los an die Ruhr zum Keschern. Biologieunterricht hautnah, am „außerschulischen Lernort“, so der Fachbegriff.

Der ist den Zwölf- bis Dreizehnjährigen egal, sie schnappen sich die Eimer mit Keschern, Gläsern, Sieben, Pinseln und ziehen lärmend hinter Holger Onnebrink her, der ihnen das Leben der Kleinstlebewesen im Fluss näher bringen will. Den ersten Halt macht der Biologe schon ein paar Schritte weiter am Wasserkraftwerk. In einfachen Worten erklärt er den Schülern, wie das Kraftwerk funktioniert, und verweist auf die Fischschleuse, die auch Lachsen die Überwindung des Höhenunterschiedes ermöglicht.

Ausflug in die Nachbarstadt

Biologielehrerin Bettina Samuel kommt mit ihren Klassen gerne nach Mülheim. „Es bringt einiges, wenn die Schüler direkt mit der Natur in Berührung kommen, dabei bleibt eine Menge hängen“, sagt die Lehrerin. Statt einer Klassenfahrt unternehmen die Osterfelder, viele mit Migrationshintergrund, einen Ausflug in die Nachbarstadt.

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Hinter dem Flora-Wehr dürfen die Schüler mit ihren Keschern vorsichtig die kleinen Wasserbewohner herausfischen oder von den Steinunterseiten abpinseln, um sie nicht zu verletzen. Da spürt man bei vielen große Unsicherheit. Wie komme ich ins Wasser? Wie bewege ich mich richtig? Soll ich mich ekeln?

„Ich habe einen Wurm gefunden“

Aber sobald erste Funde gemeldet werden, ergreift die Gruppe das Jagdfieber. Rufe wie: „Das sieht ja aus wie eine Garnele“, oder „Ich habe einen Wurm gefunden“, klingen aufgeregt durch die herbstliche Flusslandschaft. Die Ausbeute sind winzige Flohkrebse, Wasserasseln, Insektenlarven, Egel oder Ruderwanzen. Auch Schalen der Grobgestreiften Körbchenmuschel, einer aus dem Donausystem zugewanderten Neozoe (Neubürger), landen in den Gläsern. Nach einer knappen Stunde werden die Füße der Nachwuchsforscher – nicht wenige Gummistiefel sind voller Wasser – kalt.

Sie treten den Rückweg zum Haus Ruhrnatur an. Da geht es dann in den Kursraum des kleinen Museums, um die gesammelten Tierchen mit Stereolupen genau in Augenschein zu nehmen. Mit Hilfe eines Beamers können die Winzlinge schließlich enorm vergrößert betrachtet werden. „Mit Oberstufengruppen können wir anhand des Bioindikationssystems sogar Aussagen über die Gewässergüte machen“, erklärt Holger Onnebrink. „Seit das Thema Fließgewässer Inhalt des Zentralabiturs und der Saprobien-Index Teil des Oberstufen-Lehrplans ist, können wir uns vor Anfragen kaum retten. Deshalb bieten wir auch Lehrerfortbildungen an.“