Mülheim. Die tägliche Arbeit der Naju Essen/Mülheim ist aufwändig – die Umweltschützer müssen mähen, schneiden, pflanzen und aktuell vor allem Äpfel ernten. Der Lebensraum Streuobstwiese soll unbedingt erhalten bleiben. Was dort heranreift, wird zur Mosterei gefahren und zu einer echten Leckerei verarbeitet.

Jetzt hängen sie wieder in Massen an ihren knorrigen Bäumen, diese schmackhaften, knackigen Früchte mit den (oft) roten Bäckchen. Es ist Apfelzeit, und die Ernte 2013 fällt üppig aus, freut sich Insa Schoolmann, Jugendbildungsreferentin der Naturschutzjugend (Naju) Essen/Mülheim. Sie ist Fachfrau für Äpfel und für Streuobstwiesen, einen besonderen Lebensraum, dessen Schutz sich die Naju auf die Fahne geschrieben hat.

Es ist eine Kulturlandschaft, die es unbedingt zu erhalten gilt, sagt die 40-Jährige. Es gehe darum, alte, hochstämmige Apfelsorten wie Rote Sternrenette, Grafensteiner, Berlepsch oder Boskop zu bewahren. Es gehe aber auch um mehr: „Dort, wo intakte Streuobstwiesen zu finden sind, fühlen sich auch andere Lebewesen wohl.“ Steinkauz, Haselmaus, Eichhörnchen und Fledermaus machen es sich in Astlöchern gemütlich, ebenso Insekten. Und wo es Insekten gibt, gibt es reichlich Blüten und reichlich Vögel. Das Leben also ist bunt auf so einer Streuobstwiese, auf der auch oft Haselnusssträucher, Brombeerhecken und andere Pflanzen zu Hause sind.

Um rund 300 Apfelbäume kümmert sich der Trupp regelmäßig

Würden man diese Idylle nicht regelmäßig pflegen, sagt Schoolmann, „dann würde dort nach einiger Zeit ein Wald wachsen“. Das will keiner. Also rücken sie und ihr Kollege Malte Michaelsen zum Mähen, Schneiden, Neupflanzen auf die gepachteten Wiesen aus – und zurzeit eben zur Ernte. Unterstützt werden sie dabei von fünf jungen Menschen, die ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr bzw. den Bundesfreiwilligendienst ableisten sowie von Ehrenamtlichen. Um rund 300 Apfelbäume kümmert sich der Trupp regelmäßig, und er wird auch tätig, falls private Obstbauern einmal Hilfe benötigen.

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Die Früchte, die sie sammeln, landen in der Süßmosterei Dalbeck in Heiligenhaus. Auch Privatpersonen, die mit der Naju zusammenarbeiten, karren ihre Ernte dorthin. Sie haben sich verpflichtet, gut achtzugeben auf ihre Streuobstwiesen – und bekommen im Gegenzug pro angeliefertem Doppelzentner 17 € von der Naju. Ein Preis, der stets gleich bleibt, betont Schoolmann, egal, wie die Ernte ausfällt. Der naturtrübe Saft aus garantiert ungespritzten Früchten geht später zurück an die Naju, an Bioläden etc. und ist zum Beispiel bei der Naju für 1,50 € pro 0,7er-Flasche zu haben.

„Das Ganze ist leider ein Minusgeschäft“

1500 Kisten à zwölf Flaschen werden es 2013 werden, schätzt Schoolmann. Die Einnahmen daraus fließen an die Mosterei und in die aufwändige Pflege der Obstwiesen. So gut die Idee klingt, „das Ganze ist leider ein Minusgeschäft“. Deshalb hatten die Naturschützer noch eine Idee: Wer ihre Arbeit unterstützen möchte, kann zum Beispiel für 25 € im Jahr Obstbaumpate werden.