Mülheim/Essen/Duisburg.
Drei Linien – ein Weg? So einfach läuft es bei der Via-Verkehrsgesellschaft, unter dessen Dach sich die Mülheimer, Duisburger und Essener Verkehrsbetriebe vor drei Jahren zusammengeschlossen haben, dann doch nicht. Effektiver zu dritt und dabei kräftig Geld, 13,5 Mio. Euro jährlich, sparen, so lautet das Ziel, das in 117 Einzelschritten bis 2020 erreicht werden soll. Es hakt.
In Essen ist gar von einem drohenden Aus die Rede, was MVG- und Evag-Sprecher Nils Hoffmann als völlig übertrieben bezeichnet. Doch dass der Haussegen schief hängt, bestätigt er. Geschäftsführung und Betriebsräte der drei Gesellschaften treffen sich jetzt zu einem Krisengespräch, sagen die einen, zu einem Austausch, heißt es in der gemäßigten Fassung.
Duisburg und Essen sind dafür verantwortlich
Sechs Millionen Euro an jährlichen Einsparungen sind bisher durch den Zusammenschluss erreicht. „Wir könnten weiter sein“, meint Wolfgang Michels, der Aufsichtsratsvorsitzende der MVG, und macht Querelen zwischen den Duisburgern und Essenern dafür verantwortlich, dass die Steigerung der Effizienz noch nicht weiter ist. „Wir in Mülheim stehen da hilflos außen vor.“ Was läuft nicht rund?
Bei der Zusammenkunft der Spitzen, so Hoffmann, gehe es vor allem um zwei Dinge: Die Überführung des Personals unter ein Dach, wogegen sich die Duisburger sperren sollen. Und es geht um die Sorge der Essener, dass die Duisburger, vor allem aber die Mülheimer mit ihren Plänen, den Schienenverkehr zugunsten von Bussen spürbar zu reduzieren, eine teuer aufgebaute Infrastruktur gefährden könnten. Dass dies Gründe seien, den städteübergreifenden Pakt wieder aufzulösen, glaubt Hoffmann nicht: „Undenkbar bei den bereits erzielten Einsparerfolgen“. Für Mülheim macht das derzeit übrigens eine Million Euro im Jahr.
Via wird kritisiert
Angesichts der fast 30 Mio. Euro Miese jedes Jahr wird dies nicht sonderlich beklatscht. Kritiker in Mülheim werfen der Via vor, es bisher nicht geschafft zu haben, Ideen für einen wirtschaftlichen Nahverkehr zu produzieren. In Mülheim ist der Druck da groß angesichts von täglich 77.000 Euro Miese, die die MVG macht, wie Hendrik Dönnebrink, Chef der städtischen Beteiligungsholding, immer wieder vorrechnet. Minütlich 54 Euro!
Michels kennt den Druck, hält den Fingerzeig von Via auf die Mülheimer Straßenbahn-Debatte für ein Ablenkungsmanöver: Weder die Evag noch die DVG haben die komplette teure Infrastruktur am Hals, die MVG habe da eine Sonderstellung und müsse neue Wege suchen und finden. Also siegt am Ende wieder das Kirchturmdenken? Es gehe weniger um Kirchturmdenken, sagt Michels, als um Egoismus bei einzelnen. Andere sprechen von Macht, die man in den Nachbarstädten nicht abgeben möchte – insbesondere bei der Personalhoheit.