Stadtgebiet. .

Die singenden Landratten aus dem Revier zieht es zu den Nordlichtern an die Waterkant. Gleich zwei Mülheimer Chöre gastieren im hohen Norden, aber an unterschiedlichen Stränden. Die Männer vom MGV 1921 Heißen machen sich für ihren Auftritt am Samstag, 24. August, in der Konzert-Muschel an der Uferpromenade auf Sylt beim Sommerprogramm der „Musik am Meer“ startklar.

„Ein Höhepunkt in unserer Vereinsgeschichte“, sagt Sprecher Jochen Jeske. Die Sänger sind auch ein bisschen stolz, „denn viele Chöre und Musikvereine bewerben sich um diesen beliebten Auftrittsort“. Den Kontakt hatte ein befreundeter Seemann, Käpt’n Klaus, geknüpft, erläutert Jeske. Für den Männerchor ist das eine Herausforderung, „wir freuen uns riesig, uns geht es darum, unsere Stärke zu präsentieren und mal zu gucken, wie die Touristen auf einen Ruhrpott-Chor reagieren“.

Wie Ölsardinen in der Dose

Und so wird natürlich auch das Steiger-Lied erklingen in einem breiten anderthalbstündigen Programm mit einem Repertoire von „Rock my Soul“ über die „Kleine Kneipe“ bis zum „Hamburger Veermaster“. Jedenfalls „hat unser Dirigent Klauspeter Rechenbach uns hervorragend auf dieses Konzert eingestimmt“. Auch den Gottesdienst am 25. August begleiten die Heißener Sänger. 27 Männer aus Mülheim fahren mit dem Bus nach Sylt – der älteste ist 87 Jahre und der jüngste 45 Jahre. Die Kleiderordnung für den großen Auftritt steht bereits fest: Rotes T-Shirt und blaue Jeans.

Das zweite Gastspiel hatte ein bisschen was von Eulen nach Athen tragen: denn den Shanty-Chor Kormoran aus Mülheim zog es von der Ruhr an die Trave. Beim ersten Shanty-Festival in Travemünde trat der Chor kürzlich auf. Schon öfter im Norden auf Tour, hat sich der Chor unter Leitung von Stefanie Melisch „bereits einen guten Ruf ersungen und kann sich durchaus mit den Chören von der Waterkant messen“, betont Sprecher Berndt Deckers. Beim Shanty-Festival in Travemünde absolvierten die Mülheimer Sänger und Musiker fünf Auftritte auf diversen Bühnen. Lediglich die Größe zweier Bühnen war für die vielen „Kohlenpötter“ nicht gerade üppig, „so dass sie wie Ölsardinen in der Dose wirkten“.

Spektakuläre Laser-Show zum Schluss

Was dem Vortrag aber keinen Abbruch getan habe, so Deckers: „Die Leiterin heizte dem Chor und dem Publikum ein und wurde mit kräftigem Applaus belohnt.“ Von der Bühne hatte der Chor einen guten Blick über die Trave, wo haushohe Passagierschiffe und Fähren vorbei glitten und „Sänger und Festivalbesucher sogar mit tiefem Schiffshornklang grüßten“. Das Festival sei mit einer spektakulären Laser-Show auf dem Fluss zu Ende gegangen, die von passender Musik begleitet war.

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In der freien Zeit zwischen den Auftritten hatten die Sänger Gelegenheit, sich die anderen Chöre anzuhören oder amüsierten sich beim Freizeit-Programm – da durfte eine Schiffsrundfahrt und die Besichtigung des Viermasters „Passat“ nicht fehlen. Und der Shanty-Chor aus Mülheim überzeugte das Publikum und die Organisatoren: Mit einer Einladung für das nächste Shanty-Festival in 2014 fuhren die Sänger nach Mülheim zurück.

Gestandene Seeleute, die in der Marinekameradschaft Mülheim vereint waren, hatten den Shanty-Chor 2001 gegründet.Der Beiname „Kormoran“ war durch die Patenschaft der Stadt Mülheim für das gleichnamige Schnellboot entstanden. Nach über 42 Jahren wurde das Boot außer Dienst gestellt und im Dezember 2005 nach Tunesien verkauft. Seit August 2008 besteht eine neue Patenschaft der Stadt Mülheim mit der 5. Inspektion der Lehrgruppe B der Marineoperationsschule in Bremerhaven. Außerdem ist der Chor der Marineschule Flensburg-Mürwick freundschaftlich verbunden, so Deckers: „Durch diese Kontakte entstehen immer wieder Einladungen zu Festivals im hohen Norden.“