Mülheim.
Zwei Mädchen, ein Junge trafen sich am Dienstagmorgen auf der Skateanlage an der Lehnerstraße. Eine Art Trainer war auch dabei, doch niemand trug ein Brett unter dem Arm, dafür hatten sie Atemschutzmasken vor die Nasen gespannt und klappernde Spraydosen in den Händen. In einer Graffitiaktion übermalten die Jugendlichen Nazi-Schmierereien.
Drei Betonrampen gibt es hier, alle hat es in den letzten Wochen erwischt: Sie tragen per Filzstift plump hingehauene Hakenkreuze oder faschistische Sprüche. Eltern hatten die Schmierereien, deren Urheber noch keiner kennt, dem Grünflächenamt gemeldet, das die Information ans Amt für Kinder, Jugend und Schule weitergab und eine neuartige Gegenmaßnahme in Gang setzte: Gemeinsam mit dem Projekt Jugendsportpark, dem Jugendzentrum Stadtmitte und dem Jugendstadtrat wurde recht kurzfristig ein Graffiti-Workshop organisiert, um der Anlage wieder ein freundliches Gesicht zu geben.
"Wenn es gut aussieht, bleiben die Sachen unangetastet"
Das Jugendzentrum aktivierte seinen Kontakt zu dem professionellen Graffiti-Künstler Damian G. Bautsch alias „Ami One“ und sprach Jugendliche an, die in früheren Workshops Spaß am Sprühen gefunden hatten. Gemeinsam wurden die Schmierereien mit farbigen Mustern überdeckt.
„Wenn es gut aussieht, bleiben die Sachen unangetastet“, meint Johannes Michels, der das Projekt Jugendsportpark leitet. Auf Gegenparolen habe man bewusst verzichtet, „denn die würden nur provozieren, dass es wieder jemand übermalt“. Michels wertet die Tatsache, dass die Graffitiaktion recht rasch auf die Beine gestellt wurde, als Effekt des „Masterplan Spielen und Bewegen“, den zahlreiche Akteure in Mülheim in den nächsten Jahren verwirklichen wollen: „Man merkt schon, dass wir da gemeinsam unterwegs sind.“
Übermalen spart Flächensäuberung
Zugleich erspart das Übermalen, im Gegensatz zur sonst üblichen Flächensäuberung, der Stadt eine nennenswerte Summe. Mindestens 1500 Euro hätte es gekostet, die Schmierereien an dieser Stelle zu entfernen, schätzt Sylvia Waage, Leiterin des Grünflächenamtes, so zahlen sie rund 500 Euro für Künstlerhonorar und Farbe. Graffiti, speziell auch auf Spiel- und Freizeitplätzen, sei sehr verbreitet, so Sylvia Waage, „aber entfernt werden nur staatsfeindliche Schmierereien. Alles immer wieder zu säubern, wäre sehr teuer. Das kann man gar nicht bezahlen.“
Insofern könnte die Gemeinschaftsaktion im Skatepark durchaus Vorbildcharakter bekommen. Auf eine weitere positive Wirkung weist Johannes Michels hin: „Nach einer Reinigungsmaßnahme hätte man ja wieder nur graue Betonflächen.“ Davon kann jetzt keine Rede mehr sein.